In grauer Vorzeit, als ich zweifelnd und zunehmend skeptisch den Heldentaten von Gottes Ebenbild gegenüberstand, entdeckte ich nihilistische Literatur. Schwarzseher wie Kierkegaard oder Schopenhauer fand ich dann trendy. Schopenhauers Schriftensammlung „Parerga und Paralipomena“, darunter die „Aphorismen zur Lebensweisheit“, waren meine Taschenbücher, und aus dieser Zeit bewahrte ich das hübsche griechische Wort „Paralipomena“, das Schopenhauer einst zum Titel erkor. Das Allerweltsblatt der Schweiz, genannt „Tages-Anzeiger“, postuliert: „Wer heute nicht tätowiert ist, gehört in Zürich zur Minderheit“. Als Angehöriger dieser pointierten Randgruppe mit intakter Haut schlucke ich mal (und noch einmal) die Weisheit der abgeklärten TA-Texter Jean-Marc Nia & Sepinud Poorghadiri und begebe mich ans Schaufensterlen zu Shops wie World`s End Tattoo oder Od Love Tattoo oder … L'amour, l'amour. Das Hauptproblem bei diesem Puzzle ist: Die Geschlechtsmerkmale wohlwollend zu studieren Je kleinräumiger des Künstlers Imagination, desto raumgreifender sein Manufakt. Eine weithin hör- und sichtbare Großsprecherei bringt alleweil Segen, Gloria und Art Basel. Lautheit und grazile 1,5 x 1,2 Meter für die "Zarte Darstellung ..." (Werner Büttner) ergeben Marlboroughfineart.com. als die Bisexuelle in der Lust an meiner Brust nach Titten suchte Reminiszenz. Zehn Jahre alter Text aus Berlin: Unter dem Pflaster der Köpenicker Straße ist der Strand. Mit viel Phantasie auszumachen im raren Sand des Spreeufers. Diese Phantasie besaß "Habait", Israels rasant wachsende Kulturexklave in Berlin, und lud dort zur "Tel Aviv Beach Party". Netter zwar und vor allem heimischer wäre "Strand" statt Beach gewesen, aber was solls. Der Spree war die Wortwahl eh egal, sie setzte ihren Fluss während des ganzen Events schulterzuckend fort. Nicht ganz so gleichmütig waren die Kreuzberger Anwohner – in der Mehrheit Palästinafreunde. Vernehmlich laut wurde – kaum war des jüdische Vorhaben bekannt geworden – für ein Gegen-Fest geworben, zur lautstarken Gegenparty gerufen. (In Kreuzberg hat es sich halt noch nicht herumgesprochen, dass Expats aus Tel Aviv zumeist vor der faschistoiden Borniertheit des orthodoxen Israel flüchten.) Habait, der Klügere, stellte sich alsbald dem Feind, sprach von unpolitischen Ballspielen, leckerem Hummusbrei, Melonen, Gratismassage im Spreesand und lud zum Dialog. – „Putin ist ein weit vorausblickender Mann.“ Klarsichtige Worte des Filmers Werner Herzog. Solche Hellseher gab es auch bei Adolf Hitler. Seltsame Lust beim Aufwachen: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein man/frau spricht deutsch: Das Kunsthaus Zürich lud ein. Nobles Mahl für ein auserlesenes Publikum, „1500 Austern und Champagner aus Frankreich". „Willkommen war jede und jeder“, sagt die NZZ am Sonntag, um „die vier Meter langen Glasröhren, mit diversen Edelgasen gefüllt“, ein Kunstwerk des Künstlers Raphael Hefti, soeben für die Sammlung aufgekauft, zu feiern. Die Linke in der Stadt Zürich beschließt, die Einkommensgrenze beim Bezug von Sozialwohnungen abzuschaffen. Bei der Gauche caviar (SP) wäre das ja keine besondere Überraschung – dass aber die Alternative Linke (AL) mitgestimmt hat, das ruft zwingend nach Neuausrichtung meiner Präferenzen bei den nächsten Wahlen Eine Leserin der Süddeutschen Zeitung hat ein Weihnachtsproblem. Sie hofft, dass es vor der nächsten Christnacht gelöst wird: Warum sagt man, fragt sie, plötzlich „Frohe“ statt „Fröhliche Weihnachten“? „Froh“ gehöre doch zum Osterfest … Aus einem staubigen Zimmerwinkel ziehe ich das Heft „connaissance des arts“ „Index 76 des artistes vivants les plus importants“ hervor. Die auserwählten Namen sind mir – bis auf wenige wie etwa Adja Yunkers oder Toni Smith oder Pol Bury oder Vera Molnar – immer noch präsent. Das Heft fragt selbst beim Abdruck eines Bildes von Claude Viallat „ … évident dans vingt-cinque ans?“ Just in time zum Angelusläuten der nahen Kirche lese ich in der NZZ einen Artikel "Seit wann gibt es Krieg?" Ein schöner Text über "eingeschlagene Schädel" und die stete Mordlust von Gottes Ebenbild Wieder Silvester. Wieder die Knallerei der infantilen Menschheit. Nach Ohropax gesucht. Vergeblich. Denke ich an Putin in der Weihnachtsnacht und dann auch an seinen Admirateur Orbán im kümmerlichen Orbanland, fange ich zu kochen an. Im wachsenden Müll auf dem Dachboden ergoss sich aus einer alten Raventos-Codorniu-Blechbox eine Sammlung von Ansichts- und Ausstellungskarten. Eine Karte mit einem Aperçu von Albert Einstein („Ich weiß nicht mit welchen Waffen sich die Menschen im 3. Weltkrieg bekämpfen, aber im 4. werden es Keulen sein“) zeigte auf der Vorderseite eine Photoshop-Montage von zwei innigst ineinander steckenden Unterleibern. Das Bild erinnerte stark an Camille Sabatiers vielsagende Körperfragmente Gibloux. Kaum ausgesprochen, gleich hat das Wort mein musikalisches Sprachempfinden angekickt. Mont Gibloux, 1208 Meter. Oben gab es nur dunkle Wälder, kein Durchblick in der tannenen Düsternis. Wieder unten in Romont dafür dann eine spätromanische Madonna bewundert. Der neofaschistische italienische Minister Lollobrigida hat einen Zug anhalten lassen, weil er mit dem Auto weiterfahren wollte. Die Süddeutsche Zeitung kommentiert die Meldung mit einer leicht abgeänderten alten Gedichtzeile: „Alle Züge stehen still, wenn mein starker Arm es will.“ Nomen est omen: "Joyce ist natürlich nicht ganz ohne Talent, aber er ist ein literarischer Scharlatan von höchsten Gnaden. Sein Hauptwerk, Ulysses, ist ein anarchisches Produkt, infam im Geschmack, im Stil, in allem." Sir Edmund Gosse, 1924. Nomen est omen. Mann, seit Äonen Rotweintrinker, pfeift auf Polyphenole und sucht dieserhalb keine Grünteetrinkerin. Auf meine Frage nach einem Fahrplan auf dem Schweizer Bahnhof gibt es nur negierendes Kopfschütteln. Spontan entfährt mir ein „Scheiß-SBB“. Das erntet dann interessierte Blicke von den besetzten Schaltern (es sind nur wenige). Leiden an Einsamkeit, das tun nur eindimensionale Wesen Daniel Strassberg, Psychoanalytiker und Philosophie-Unterrichtender, hat nichts begriffen: „Alle haben dazu plötzlich eine Meinung, alle haben eine Position. Jetzt auch noch Greta Thunberg, was geht sie das überhaupt an? Alle haben das Gefühl, etwas über Israel meinen zu müssen, warum eigentlich?“ Daniel Strassberg hat nichts begriffen. Der Schweizer Tages-Anzeiger schreibt: Matthias Schüssler, Digitalredakteur der Schweizer SonntagsZeitung, würdigt die Kaufempfehlungen von künstlicher Intelligenz – von Amazon bis ChatGPT. Sein Fazit: „Was Bücher angeht, vertraue ich den Empfehlungen meiner Mutter, und bei Fernsehserien kommt niemand an meine Schwägerin in Karlsruhe heran." Nacht mit angehängter Stunde und Träumen von vertaner Knabenzeit. Zeichen, grotesk groß aber bleich Der Rollkoffer und der Kleinkindtransporter: da sagte sie: Das ist voll unfassbar, vollkommen ungeheuerlich. Ich nickte und griff nach dem Handlauf Daniele M., Katalysator meiner Neurosen, stieg aus einem Auto. Einem Auto von ausgesuchter Banalität, farb- und reizlos und groß wie ein Van. Zu meinem Image von M.D. war dieses Auto derart unpassend, dass ich es nicht glauben kann, es war ihres. Spirituosen wie es auch gefällt … Vor Jahren war der Diogenes-Verlag mit dem Wahlspruch unterwegs „Diogenes-Bücher sind weniger langweilig“. Das war nicht einfach nur Advertising. Wenn ich nur an die fesselnden und zugleich menschlich bewegenden Hunkeler-Krimis des Hansjörg Schneider denke, die alle im Diogenes-Verlag erschienen sind (leider schreibt Hansjörg Schneider heute nicht mehr). Vorbei, verflossen. Vorgestern wollte ich mich mit einem neueren Diogenes-Krimi (Petros Markaris: Das Lied des Geldes) in Schlaf lesen. Auf Seite 44 schon legte ich Petros Markaris auf die Seite: Bis dahin war viel über Linke & Linkssein & Kinderhätscheln schwadroniert worden, nur Suspense, Nervenkitzel, kam nirgends auf. Laut Klappentext soll ein saudischer Geldsack ermordet werden – soll ich weiterlesen? Es ist lichter Tag. Mit Hitzewarnung. Ich sitze am Schreibtisch und bohre gedankenverloren in der Nase. Das wird mir plötzlich bewusst und einige Leser werden hier auch mit Recht die Frage aufwerfen: Kann er nicht den Vorhang zuziehen? Luzern, im September. Enno Poppe. Composer in Residence, Lucerne Festival 2023. Poppe hat mich unglaublich gelangweilt mit seinem Stück „Öl“. Darauf folgte dann noch ein Poppe: „Augen – 25 Lieder für Sopran und Kammerorchester“. Dank der wendigen, fesselnden Stimme von Sarah Maria Sun vergass man hier den Composer Poppe. – Nach der Pause dann die Klimax des Konzerts mit Ligetis Violinkonzert, gespielt von der großen Isabelle Faust Meist sagt man sich, die NZZ ist zwar das Blatt der Geldsäcke, ist schwer rechtsläufig, bemüht sich aber, sich zum rechten Rand abzugrenzen. Bis dann mal wieder ein Text kommt, wie in der Ausgabe vom 29.8.2023, in dem der bayrische Vizeministerpräsident von seiner eigenen braunen Kotze reingewaschen wird und die Zeitung, die die unappetitliche Vergangenheit des Politikers aufgedeckt hat, geschurigelt wird. Der Verfasser des Gemeckers, Alexander Kissler in Berlin, spricht (und die Neue Zürcher Zeitung druckt es): „… in welchen Abgründen ein Journalismus landen kann, der sich von der eigenen Weltanschauung die Sinne benebeln lässt.“ Und empfiehlt der „Süddeutschen Zeitung“, die die braune Vergangenheit des Hubert Aiwanger öffentlich machte, ihre Redaktion neu zu besetzen … Die deutsche Sprache sei das Primat fürs Denken, meinte Heidegger. Wenn so, dann halte ich die französische für das Primat der Poesie "Gendern ist eine Form von Tollwut" meint der Musiker Heinz Rudolf Kunze Parabel von der Ungleichzeitigkeit (da Daniele Muscionico in der NZZ das Onsernonetal besuchte) Diagnose des Krematoriumsleiters von Liebenfels: Die Hitze, die das Leben lähmt, erinnert an die flirrenden Nachmittage in La Habana/Adra. Dort mit Cumulusfetzen und Brise vom Meer und auch demasiado Tinto. Darf ich Ravels Tzigane überhaupt noch Tzigane nennen? Juli 7 bis Juli 10 "Züri Fäscht". Als stinknormal kultivierter Mensch meide ich dieser Tage diese Stadt Enzensberger (Hans Magnus) soll in Berlin Nikolassee in einer lauen Nacht den Nachtigallenschlag besungen haben. Sein Gedicht ist leider verschollen, heisst es, mich aber erinnert die Meldung an meine Nächte im Tessiner Suino, als ich im Fauchen und Pfauchen der Marder in den Baumkronen über mir trotz Zuhilfenahme von reichlich Merlot nicht in lyrische Stimmung sank Art Basel: Der Kunstmarkt hat etwas Brutales. "Ein bunter Jahrmarkt der Eitelkeiten, auf dem das Geistige stets unter die Räder kommt" NZZ 15.6.2023 Ich bin zum Voyeur geworden. Gesucht habe ich die Szenerie nicht, der Auftritt drängte sich selbst in mein Sichtfeld. Aber zu Ende habe ich dann fasziniert zugeschaut. Da tobt das Netanjahu-Israel: Bei Liszt halte ich es mit Heinrich Heine: „Ich will ihn loben, wenn ich ihn nur nicht hören muss“. Liszt – den Ungarn mehr Heiligtum als ihre heilige Königskrone – war ja genetisch gar kein Ungar. „Ich bin große Mode“ sagte er mal über sich und erspielte sich ein Vermögen mit Konzerten von Petersburg bis Madrid. Allerdings hatte er auch Verpflichtungen: die alte Mutter, die Geliebte Gräfin d’Agoult, die gezeugten Kinder. Liszt aber gab auch Konzerte für Habenichtse – fast jedes zweite war für wohltätige Zwecke: für die Armen in Hamburg, für ein Blindenheim in Budapest, für Überschwemmugsopfer ebenda, für die Invaliden von Borodino. Welcher Tastenlöwe von heute tut das? Der „Ariel des Klaviers“ – „unsagbare Zartheit des Vortrags“ – „er hustet so charmant“ … Verwundert, fast schon erfreut, erkannte ich – endlich wach –, dass mir gerade ein Traum mit Daniele M widerfuhr. Nur schon die Länge des Traums – ich zeigte ihr meine Wohnung – scheint mir jetzt ungewöhnlich, auch das Gemüt in der Sequenz lief ohne meinen einst verliebten Spleen für sie ab. (Möglicher Traumauslöser: Seit ein paar Tagen ist auch das Kunsthaus-Restaurant Vergangenheit. Dort trafen wir uns.) Thomas Meyer, Schilderer des Kleinbürgerlichen aus dem Zürcher Wiedikon, zelebriert die 75ste Wiederkehr der Nakba aka Staatsgründung Israels mit einem Eiertanz im TAM vom 13. Mai. In seiner verbalen Tapserei fand ich immerhin einen Nebensatz, der mir gar sehr gefiel: der beste, der fundierteste, der treffendste Kommentar zur Krönung in England stammt von Peter Nonnenmacher, erschienen im Züricher Tages-Anzeiger (6.5.2023) Frau Jasmin Blunt, Gymnasiallehrerin in Ulm, war entsetzt. Während der Lektüre von Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ fand sie gehäuft das Wort „Neger“, und – horribile dictu – „Nigger“. Frau Jasmin Blunt fordert nun, Wolfgang Koeppen soll sofort aus dem Kanon der deutschen Schullektüre entfernt werden. Masochismus ist nicht nur, wenn man sich endlich zum Lesen von Sacher-Masochs „Venus im Pelz“ entschließt (dabei steht der ungleich würzigere Felix Salten quasi daneben im Regal), nein, echt klinisch und selbstquälerisch nennen wir die Wahl von Anne-Sophie Mutter & Lambert Orkis zum Hören von Beethovens opus 30/2 (Da liegt mir zwar seit ein paar Jahren auch die Einspielung von Capuçon & Braley vor – aber die sind noch schlimmer) Die linke Stadtpräsidentin von Graz, Elke Kahr, verdient monatlich 8000 Euro. Davon gibt sie 6000 weg. Die linke Stadtpräsidentin von Zürich, Corinne Mauch, verdient um die 22000 Euro monatlich. Wäre interessant zu wissen, wieviel sie davon weggibt. Überraschung auf der Rathausbrücke in Zürich: Zuckerberg der Zickige: Seit Tagen versuche ich mein Facebookkonto zu löschen, gehe penibel nach den Facebookvorgaben vor – und irgendwann leitet mich Facebook-Zuckerberg auf einen SackgassLink um ... So weiss ich wenigstens genau, warum ich Facebook nicht mehr will Israels Faschisten aka Siedler und andere Netanjahu-Wähler machen sich auch mit „Tod-den Christen“-Graffiti erkennbar. Lied des Hasen nach Ostern um 23 Uhr Schamanen bin ich zuletzt als Knirps in der katholischen Kirche begegnet. Da hießen sie noch Jesus oder so ähnlich. Nun kommt auf Facebook ein Adahi, selbsternannter Waldschamane, und möchte mit mir ein Glas trinken. No chance, lieber Adahischamane, mir reicht der Geist aus der Flasche … Warum ich die „trendy“ Lokale meide: Sergej Rachmaninow. Nach eigener Schreibweise: Rachmaninoff. Ein Fan seiner Musik war ich nie. Seines „exorbitant virtuosen“ dritten Klavierkonzerts, des „Rach 3“ schon gar nicht. Gute Reise – wie aber kommst du darauf, dass dein Osterspaziergang auf die Kanaren unsere Aufmerksamkeit oder gar Wissbegierde weckt??? es wird wirklich unverschämt, wie facebook dreist meine inhalte löscht. E. S. fragte, was mir in den Sinn kommt, wenn sie „Schweiz“ sagt. Unüberlegt sagte ich: Cervelat, Chasselas, Konkordanz. Etwas später schickte ich nach: „Bis an den Cervelat sind die anerkennend gemeint …“ nur die allergrößten Kälber kaufen bei Apple ihre Rechner: Zollstock, unpräzis zwischen Ferse und Spitze großer Zeh gelegt Die schäbigste, die jämmerlichste Pizza meiner Tage in Zürich bei NAPULE neben dem Bellevue-Platz. Der Boden weniger als 1(ein) Millimeter dick und unfertig gebacken, beschmiert mit etwas Rot als Tomatensauce, etwas weißlich Schimmerndes als Top sollte Mozzarella sein … Der Preis für den Fraß ist dann natürlich eidgenössisch kostbar, nur mit edlen Fränkli, und nicht wenig, abzuzahlen „Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, dass es so viel Bullshit gibt." (On Bullshit, Princeton University Press, 2005) Italia nel cuore? Kriminell, korrupt, katholisch und faschistisch Hundsverlochete – was für ein schweizerdeutsches Wort! ennui cette nuit „Sie strahlt das lange applaudierende Publikum an, in dessen Beifall sich Bewunderung, Empathie und Fassungslosigkeit mischen“ (F.A.Z. über die Tänzerin Manon Parent in „Scarbo“) scholzen (Verb.) sich zögerlich verhalten, über seine Absichten schweigen Den Nachmittag des dreißigsten Januar mit Coligny Brut hinter sich zu bringen hat nichts gebracht. Der GottesPinscher Haas-Liechtenstein kniet immer noch mit gefalteten Händchen vor seinem Erzherzog (und natürlich auch vor Gott) und mir in Zürich scheint die Sonne unfreundlich voll ins Gesicht Da habe ich aber doch gestaunt (wenn mir die Spucke ob des Staunens nun nicht gleich auch noch wegblieb) als Ursula Merz am Züricher Pfauen-Platz meinen Weg kreuzte. heute ist so viel passiert, Leute, wo soll ich anfangen? Nie wusste ich, woher meine faibles für Bach und Dom Pérignon kommen Zur Verhöhnung derer, deren Tafel an Weinachten kümmerlich: Panettone: Ralph Vaughan Williams’ Musik konnte ich nie länger als vielleicht zehn Takte zuhören. Nun lese ich, dass die Neutöner der Moderne ihn seinerzeit „als Schöpfer pastoraler Kuhfladenmusik“ verhöhnten. Zu seinem 150. Geburtstag erscheint bei Chandos eine Box mit all seinen neun Symphonien. Sie hiess Piri. Von Piroschka. Sie war die Tochter des Hauswarts und in meinem noch nicht korrumpierten Jugendirresein ein Schwarm. Von meinem ersten Taschengeld kaufte ich ihr ein Eis. Sie schleckte dran und guckte mich albern über die Kugel an. inmitten der Nacht – das ist oft so etwa 02h – schrecke ich auf und sehe – als unwillkommenes Déjàvu – den Eingang, den Kellereingang des Antiquariats, die Stufen hinab zu einem Bücherreich. Oslo als Europas Trendcity – laut Schweizer SonntagsZeitung die schwer erträgliche Langeweile beim Lesen von Kunderas „unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ – vierzig Jahre nach Erscheinen "... wie ein bretonischer Schalentierschmauser die Früchte des Meeres" kostet Mischa Maisky die Suiten von Bach aus, sagt die F.A.Z. les uns roulent toujours en route et moi, je séjourne dans un coin morne die NZZ druckt zum Wochenende den Bericht eines Paares, das sich eine Fußreise von Basel nach Paris vorgenommen, aber nicht zu Ende geführt hat. Das soll bös toxisch sein: den Sonntag (Tag des Herrn!, Leute, Tag des Generalissimus im Himmel!), diesen Tag einfach nur vertändeln. Beim Betrachten von Donatellos "Amor-Attis"(genauer: des winzigen Pimmels), fallen mir Camille Sabatiers Vulven ein (Donatello. Erfinder der Renaissance. Ausstellung in Berlin bis Januar 2023) Scoop aus der F.A.Z.: Der Schweizer Gesundheitsmister Alain Berset wehrt sich gegen eine Handy-Antenne an seinem Wohnort Belfaux. Es ist halt bequem und so säuisch einfach, ein vorgefundenes Thema, an dem sich Wegbereiter abgequält haben, als eigene Entdeckung zu usurpieren. Der WOZ-Journalist Stefan Keller ist ein Schulbeispiel solcher Aneignung. „… dass man sich auf der Welt verhalten soll wie auf einer öffentlichen Toilette: Man verlasse sie bitte so, wie man sie vorfinden möchte“ dann nannte ich Camille Sabatiers Figur mit den drei Vulven: Angebot auf Direktkontakt auf das Jenseits. Darauf, auf das Jenseits, habe ich eigentlich keinen Bock. Auch nicht auf Hilfe zu Hinüber. na ja, man muss vielleicht schon ein Poesiefreak sein, aber eine derart animierende Huldigung für einen Gedichtband liest man nicht auf jeder Feuilletonseite: Grässlich kreischender junger Möwe. Legt den Kopf zurück, reckt den spitzen Schnabel und schreit. Immun. Schon wieder das Wort Immun. Dauernd begegne ich ihm beim Zeitunglesen. Und reflexartig denke ich an Hugo Lötschers Roman "Der Immune". Offensichtlich hat der resistente Intellektuelle Lötscher, überaus wohlgenährt und stets mit wachem Geist, bei mir die Bedeutung "immun" mit seinem Roman für alle Zeiten für sich besetzt Erica Pedretti ist gestorben. Georges Perec war ein schöner Mann, den Kopf voller Fisimatenten, das Leben voller Unwägbarkeiten. schöner jünger geiler – aber schwul oder lesbisch oder unklassifizierbar solltest du heute allemal auch sein Zu einem Foto des Patriarchen Kyrill und Wladimir Putin (einander Zuneigung ins Ohr flüsternd): Die Spalte „Sprachlabor“ der Süddeutschen Zeitung kümmert sich um Vergängliches. Um Verfallendes, genau. Tiefer aber ins Morbide einzutauchen, versagt sich die Zeitung und vertröstet uns, interessierte Leser, auf eine kommende(?) Ausgabe „im Totenmonat November“. Pros & Cons of Living in Switzerland Holocaust-Mahnmal Berlin Der Zürcher Tages-Anzeiger ist ein enger Freund der pluralitären Masse. „Nein, es gibt auf der heute eröffnenden fünfzehnten Documenta Kassel keinen einzigen israelischen Künstler. Dafür gibt es etliche palästinensische Künstler …“ beginnt die F.A.Z. ihre ganzseitige Kritik mehr resigniert als maliziös Rückblick, 7.6.2007, Berlin: mon potager ou les pensées d’un plant solitaire au crépuscule du jour … Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung macht einen interessanten Vorschlag: Hochglanz. ich glaube nicht, dass ich rassistisch bin, ich glaube sicher, dass ich nicht homophob bin, und ich ahne seit meinem Frühlingserwachen, dass ich nicht frauenfeindlich bin Hör ich ein Jaulen? Surrt was? Vorspann zu was? "Abschiedskonzert" von David Helfgott in Luzern. Es überrascht mich schon, dass David Helfgott das KKL füllen kann. Der Scherz zum 1. Mai: Die Frankfurter Allgemeine gedenkt des italienischen Tags der Befreiung vom Faschismus (25. April) und nennt im Text das Lied „Bella Ciao“ ein „Widerstandsgassenhauer“. Michelangelos David von unten beinauf inspiziert (dem gewöhnlichen Tourist in seiner Winzigkeit angesichts des Kolosses bleibt ja keine andere Wahl): Was für ein seltsamer Zufall! Der Gartenbuddha verdrängt den Gartenzwerg. Die Musikkritik in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird immer bunter – farbenfroh und en détail und körpernah touchierend: eigentlich suchte ich nur nach einem bestimmten Werk von Fiston Mwanza Mujila. zu seinem hundertsten Geburtstag hole auch ich Pier Paolo Pasolini aus dem Regal. Warnung vor Focal! In memoriam René Robert – sein Tod erinnert mich an meine Zeit in der rue St-André-des-Arts, als ich jeden Tag über eine Clocharde steigen musste, die sich über dem Métro-Gitter, just vor dem Haus, wärmte: In einem alten Witz lässt Frau Gemahlin ihren Ehemann nur solange am Alkohol nippen, bis er „Rabindranath Tagore“ fehlerfrei aussprechen kann. "Die Uhr ist der Schmuck des heterosexuellen Mannes", behauptet einer irgendwo in einer Zeitung. Franz Hohler nachruft Klaus Wagenbach in der WOZ. Schostakowitschs Präludien & Fugen op. 87 kenne und besitze ich eingespielt von Alexander Melnikow. Igor Levit spielte kürzlich die langen zweieinhalb Stunden in Berlin und seine CD-Einspielung werde ich trotz einer abschreckend pfingstochsigen F.A.Z.-Besprechung kaufen: zu Anselm Kiefers Werken, und zu seinem derzeitigen Ausstellungsort "Grand Palais Ephémère" auf dem Pariser Champ-de-Mars, fällt mir nur ein: Klein wäre echt fein oder small is toujours beautiful (Kiefers Bild in der Schaustellung mit dem Titel "Als Arche verließ es die Straße" misst zum Beispiel 128 Quadratmeter) für die F.A.Z. ist Georg Stefan Troller ein Tausendsassa ... "begegnete Hunderten Prominenten, von Muhammad Ali über Edith Piaf, Paul Gauguin ..." Hinterher weiß man es ja meist nicht, wieso und warum – irgendwo habe ich den Link notiert: ensuite.ch. wie ein Geistlicher sein Opfer, den Ministranten, fixierte er speichelschluckend den Teller mit Wurstsalat (Restaurant zur Harmonie, Petersgraben, Basel) Lange Zeit erinnerte ich mich immer wieder unvermittelt und überraschend an Kennedys Tod. Wie der Flash an eine längst verdunstete Liebe stand jener 22. November 1963 jeweils vor mir: seit das Kunsthaus in Zürich schriftlich, noch mehr aber gesprächsweise, als "kontaminiertes Museum" gehandelt wird, erfreut sich auch die Umgebung wachsender Lustwandlerzahlen. Warum nur hat für die F.A.Z. der Russki Putin eine derart große Ähnlichkeit mit dem abgeräumten Israeli Netanjahu? (Karikatur in der F.A.Z. 22.10.21, Seite 4) die NZZ versteht sich (wenn ich sie richtig interpretiere) als neoliberal. Zu diesem Terminus gehört sicher nicht die wilde Abschüttung des geltenden Status quo und die anarchistische Einsetzung neuer Ideen – O-Ton NZZ: Wehret den Anfängen! ähnlich einem eingestürzten Bergsee ihr Für die vollkommene Leere kenne ich zwei Beispiele: Unser täglich Brot gibt uns heute nebst Gott ein Großverteiler. die Nacht. deutsche Regierungskoalitionen werden kunterbunt wie eine LGBT-Standarte Die Akkuratesse der Übersetzungen im Web hat sich in den letzten 30 Jahren wenig gebessert – hier ein Beispiel aus Facebook (23.9.21): die Neue Zürcher Zeitung, heut mit der Feder von Manfred Papst, mokiert sich über den Duden. Das ist delikat. Zumindest fies von einer Zeitung, die vor paar Wochen noch "placieren" schrieb. der Schlaf war so blumenreich Marie-Louise Dutroit bekommt Gänsehaut beim Klang ihres Cellos. (TA 11.9.2021) Frau Mantel geht nach Irland frei nach Hölderlin: Was für ein Wortzickzeckzack, was für ein Zirkuspallawatsch! "Ich habe eine ammer im flug wie Armand Schulthess um 1965 an einen Baum nagelte: Ach. Was wäre das für ein Schmuckstein als Anfang. Ach. dass die eingewurzelte, ver- und vergemüste Salatfrau vom Fach in aller Öffentlichkeit über Königsberger Klopse & Zwiebelrostbraten sinniert – wie das Mondlicht bläst "Tschajkowsky wird langsam immer besser" behauptet die F.A.Z. Strecke. Hinauf. passend zu deiner Bemerkung zu „Die Zeit“ lese ich heute, dass die Verlagsgruppe Gruner&Jahr von der Fernsehkette RTL übernommen wurde. facebook.com wird primitiv. Der schönste Festbeitrag zu ErstAugust 2021 findet sich in der NZZ (31. Juli). Ein Spatz kräuselt das Laub 2021, Juli 29, sticht ein Wort in diesen Nachmittagniederschlag einen Manchesterliberalen des Rundfunks, einen der Totengräber des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, Schawinski Roger einen Radiotitan zu nennen, das ist halt Sprache der TamediaZeitungen. Und wir Radiohörer, wir müssen betrübt zugeben, die haben am End noch recht Bulli nannte man sie. Keine Ahnung, warum. Die VW-Busse ab etwa 1965. Zuerst gab es sie nur mit zweiteiliger Windschutzscheibe und zweifarbiger Lackierung (meist blau-weiß). Dieser hier, vor dem ich posiere, ist Jahrgang 1974 und ist geistlos crèmefarbig. Das tut er aber wohlüberlegt, um vor der Brandung des Atlantiks nicht unangenehm protzend aufzuschneiden In der Wochenzeitung WOZ brüstet sich der Stefan Keller mal wieder als alleiniger & einziger Grüninger-Held. ich werde sie wohl lesen müssen – bevor ich mich dem Gräuel und Scheuel der Vokabeln "Mort & Tod & Laborrattengesicht" genüsslich (aber wohl nicht eben lustbetont) überlasse Mit Aperitif und Zeitung auf der Kunsthaus-Terrasse (Zürich) sitzend, sorgte der TagesAnzeiger für einen kurzen Lacher: 2021 ist eindeutig ein widriges Jahr für manchen Jubilar: Die Wochenzeitung - WOZ bemüht sich, links zu sein. Sie möchte dabei natürlich auch brandneu und trendig und hip sein. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, bedient sie sich – wie heute nun mal jeder Pennäler – des Englischen statt des ordinären deutschen Ausdrucks. Denn es wäre sicher antiquiert und unWOZisch und schlicht reaktionär, statt Backlash "Rückschlag" zu tippen und morgen, Mancher Kreativen in der Schweiz geht es in der Pandemie mittelprächtig, halt einigermaßen erträglich, so auch der Schauspielerin und Regisseurin Fabienne Hadorn. zu Julian Barnes, The Only Story: One never knows, do one? (Fats Waller, Jazzer) Poem (der epidemischen Lage angemessen) Es ist wieder Conchita-Wurst-Zeit. Die Grüne Regula Rytz kauft nach eigener Aussage keine Bücher – Annalena Baerbock: Die Neue Zürcher Zeitung hält viel von ihrem Feuilleton. Tag mit Unwucht wenn ich Rüebli statt Karotten höre, weiß ich, ich bin wieder in einer kümmerlichen Schweizer Radiosendung gelandet Mann mit sehr dünnem Lächeln, noch dünnerem Bart, Manfred Hölzel zeichnete seine Freundin. Central Park in the Dark. cogito, ergo bleibe ich des Tessins fern (Ostern, 2021) jetzt, zum Teufel, ist meine ganze heroische Apachenkindheit des Teufels. Ay! so wohl und wohlig in der Isolation. das Erfreuliche an Corona ist, dass sich so viele als Hohlkopf outen Religion ist Stumpfsinn in der Packung eines übel schmeckenden Zuckerwerks genannt Gott. Eigentlich heisst das PiS, nicht PiSSe. die Süddeutsche Zeitung kommentiert ... "zum chronisch schwerfälligen politischen System hat sich in der Schweiz eine Frauenbewegung formiert, deren Schlagkraft in Europa ihresgleichen sucht ..." ich hege voll zärtliche Gefühle für Schuberts Quartette. zu den wenig erfreulichen Erlebnissen dieses Wochenendes gehörte der Anblick eines Bummelzuges, den mir die Schweizerischen Bundesbahnen statt des erwarteten ICE vor die Nase setzten. Amanda Gormans "Gedicht der Stunde" The Hill we Climb reisst mich nicht vom Stuhl. ein Mond mit Raureif Beim Blättern die nackte Faust des Dirigenten Daniel Barenboim. das war vor etlichen Jahren an einem 1. Januar auf der Avenue de la Toison d'Or: alle Lärmwirbel, alle Stephanstag. Gehen Die Frohe Botschaft die sind so was von dämlich und chaotisch und kompliziert diese republik.ch-„crew“ – ich muss dauernd hin-und-her-klicken, bis ich deren inhalte endlich wenigstens als pdf lesen kann. zum kotzen ich schäme mich Die Republik.ch hat eine hohe Meinung von sich. Die Welt ist voller Geheimnisse. Fast zeitgleich mit dem Emportauchen dieses Monolithen im Aargau wurde auch ich eines singulären Pantoffels (eines sog. Monopantoufles) gewahr: wird wohl so sein: Puppen & Zimtschnecken, Pillepalle und mein quälend langes Verweilen in Mails der Liebe und der Zuneigung in einem Glasschrank hielt ich mir ein kurioses Tier. die FAZ bespricht den Deutschen Buchpreis an Anne Weber für ihr Versepos "Annette, ein Heldinnenepos" auf einer halben Zeitungsseite. Ein Fall von schwerer Profilneurose nun grüßt ein buntscheckig erigierter Kindergartentraum, eine Plastik gewordene Mägdeleinvision am unscheinbaren zürcherischen Heimplatz. Pipilotti ist jetzt eben auch da. Daneben das Haus der Kunst, links und rechts. Und im dünnen Schatten der Stele wartet immer noch tapfer das Pissoir aus der Zeit Georg Heims auf Einkehrer. Bach als Marshmallow. Johann Sebastian Marshmallow. Weich und honigsüß. Verhaltensmaßregel auf überfüllten Gehsteigen zu Zeiten von Covid-19: wir sitzen da, nagen an unserem Abendbrot und starren wurstig auf Baseballkappen mit Trump-2020-Prägung. na gut, ja, in dieser Werbung spricht ein Schweizer Papiermacher pro domo. bis das Hakenkreuz ausgegraben wird. Abzocken tut er uns schon ziemlich dreist, dieser Jeff Bezos, ehrlich. Im TagesAnzeiger in Zürich leben viele Stimmen. mit republik.ch habe ich eine Zeitung abonniert. Laut TagesAnzeiger ist er Autor und Filmemacher und schreibt für diese Zeitung kurze "Stadtgeschichten". Zumindest für seinen letzten Beitrag hat Miklos Gimes aber elend mies recherchiert. Biergarten geschlossen. Res Strehle ist unser Scherzkeks des Tages. der Tages-Anzeiger aus Zürich offenbart die Neueste Deutsche Rechtschreibung. Eric NZZGujer spricht mal wieder Worte zu unserem Wochenende. Boutros Odeh – diese Person muss ein besonderer Waldkabauter sein. Im Nachwort zu der zweisprachigen Ausgabe der Gedichte von Charles Racine (Limmat Verlag 2019) lobt Gudrun Racine die Übersetzungen von Felix Philipp Ingold: "adäquat & einfühlsam". Dass eine "Zeitung", die online leben will, unfähig ist – selbst nach zweijährigem Bestehen unfähig ist –, ihre Abonnenten mit den Ausgaben pünktlich zu beliefern, bedeutet nur: sie, die republik.ch, hat ein unfähiges, unqualifiziertes Team für die Logistik engagiert. Im Bemühen, dem Shareholdervalue zu Diensten zu sein, stellen die Medien Hinz und Kunz ein – Hauptsache billig, egal wie retardiert sie in der geistigen Entwicklung zu sein scheinen. Ein Beispiel zum Rechtschreibniveau der Mitarbeiter in dem zürcherischen Tagesanzeiger (26.6.2020): Da wird nach einer "Fuhrt" im Bach gesucht Hengameh Yaghoobifarah. Zu einem Facebookbild: seit ein paar Wochen sucht Beatrice Gerber (@gmail.com) nach einem "männlichen Wesen, der an Schönem, Wahrem und Gutem interessiert" ist. ich wischte das Öl aus der Pfanne mit einem Papiertuch, flaturierte selbstvergessen vor mich hin – da flitzte der Flash bunt ins Hirn: Ein Rasenstück von der rue Ravenstein. Irrelevant. Nichtssagend. Ich wunderte mich Die Psychoszene, die umtriebige, startet siegesgewiss ins 21. Jahrhundert. Ruedi Widmer, auf Seite 2 der Wochenzeitung WOZ für Spott, Ironie und Ähnliches zuständig, stellt das Züricher Kunsthaus in den Senkel, weil dieses Haus der Kunst am Züricher Pfauen das eines Van Goghs ebenbürtige Genie des Sprayers von Zürich, auch genannt Naegeli, nicht nur nicht beweihräuchert sondern kurzerhand ausradiert. (WOZ 24, 11.6.2020) ja, der Regen heut ist wahrlich schön und bewundernswert nass und überhaupt ist dieser Sonntag herzenslind und von wahrer Gutmütigkeit und will und will nicht verfallen, klar, das ist doch gebongt, ist roger da kann ich wieder durchschlafen: Lauberhornrennen gesichert, sagt mir das Gratisblatt, mitsamt diskretem Dank an Bundesrätin Amherd, zuständig für Sport & Streitmacht der eiskalte Jesuit Baltasar Gracián war jeder Menschlichkeit abhold. un gato tiene siete vidas – sagt man in Andalusien. Da nehmen wir an, ohne besonders vergrübelt oder weise, dass es sich bei jedem der sieben um echtes Katerleben handelt. Der Philosoph Hans Jonas spricht vom "echten menschlichen Leben auf der Erde". Laut Artikel in der NZZ. in der Familie gab es einen, dessen Kiefer beim Nachdenken leise malmend von links nach rechts und von rechts nach links wanderten manchmal, wie gerade jetzt, als die Stephansburg rosa in den Abend ragt und hinter dem Albis Cumulusreste ziehen, fühle ich mich mal wie ein linksradikaler Siebenschläfer, mal wie ein Zuckerwatte austeilender Revoluzzer Fingerübungen gibt es viele. Auch in den Schönen Künsten. Manchmal wollen sie partout groß sein. Da gibt es zum Beispiel eine Künstlerin, die eine nicht ganz fachgerechte Darstellung eines Gehirns mit sich führt und an gelahrten Kongressen zum Besten gibt Der CH-Parlamentarier Andreas Gross war bekannt für Spesenritterei. Nun ist er nicht mehr im Parlament, vermietet dafür seinen Dachboden im idyllischem JWD für monatlich lächerliche 2000 chf (Dusche, WC und Herd gibt es sicher bequem im Parterre) der deutsche Grüne und Oberbürgermeister der Stadt Tübingen Boris Palmer plauderte über Leben und Tod, gestern im Privatsender Sat 1: in der Quarantäne unterhält uns die Republik.ch mit einem blumen- und gartenteichbestückten Altenheim-Mailwechsel à la "Weißt du noch?". Nach längerem, wahrscheinlich pandemiewidrigem, Verweilen an der Frischluft fiel mir ein: Nichts weiß ich von der Exponentialfunktion Hansjörg Schneider halte ich für den humansten Schweizer Schreiber der letzten 50 Jahre. Seine Hunkeler-Krimis aus Basel sind nicht nur spannend, sie sind auch beispielhaft nachsichtig mit ihrem Personal, menschlich nachsichtig – egal ob Schurke oder Kriminaler. Die Verluderung der gedruckten Presse Ruedi Widmer schaut gern in den Spiegel. Wenn er davor steht. Dann ist er mit seinem Abbild so fidel zufrieden, dass er mit diesem seinem Abbild ad libitum alle seine Handelsgüter damit bedrucken lässt. (Der WOZ dankt er selbstverständlich für die Gratiswerbung in Nummer 15, auf Seite 2. Die WOZ-Abonnenten schließt er dabei, na logisch, in seinen Dank ein) Aller Anfang ist Ei – Karfeiertagslangeweile. Quarantäne hoch2. Man sehnt sich nach Heldensagen, vorgelesen mit Pathos. Von all den Recken der Schweizer Geschichte, zum Beispiel. Wie schön wäre es jetzt der Vita des Generals Guisan zu lauschen. Oder des rabiaten Generals Ulrich Wille. Oder von von Salis-Soglio. Sich fortbilden an den erfrischend heroischen Taten der Großen der Nation. Und in die Sonne blinzeln. Und am Wein nippen Gott ist leider nicht einfach nur ein absonderlicher Witz des Menschen – ja, bis morgen: Hölderlin auf aller Blätter Kulturseiten. Seine Sätze, Halbsätze, Nebensätze, einige, die für immer einfahren. Aber Hyperion zu lesen, halte ich immer noch für eine selbstquälerische Lust – seit ich es mal mit zwanzig zu lesen versucht Der Tagesanzeiger aus Zürich gibt in einer Beilage Tipps für den "Umgang mit Elektrosmog". Darin weiht eine Athena Tsatsamba Welsch uns ungebildete Ignoranten in die "Natürliche Regeneration" ein: Ein Leben als Fleischfresser. Nun ja. Und? Ach, Pascal. Religion ist doch nur eine qualvoll-wollüstige Fesselung, wie andere Sadomaso-Techniken auch. Haarige Pensées bleiben da außen vor. 1312 Seiten Thomas Piketty. So sehr auch ich weiß, ich sollte mal in Pikettys Sozialismus spazieren, ich greife nach Fred Vargas. Dabei ist Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg auch nicht mehr, was Fred Vargas mit "L'homme aux cercles bleus" einmal war Friedrich Merz' Herz klabastert. Glenn Goulds Spiel kommt mir heute zuweilen affig vor (BWV 846) Das American String Quartet mit Mozart, Bartók, Schubert in der Tonhalle Maag. Das Spielniveau ist kaum zu überbieten, ich bin berührt. na, wenn sie so was schreibt, wird einem die Sibylle Berg (Sie-wissen-schon-Berg) noch sympathisch: Die Wohnung musste ich durchlüften, dann habe ich die Hardcover-Gedichte gleich zurückgebracht. Die Bücher, akkurat gereiht im Regal. Sterben, ganz allgemein, das geht ja noch. Da guckt eh kein Schwein. Die Todesanzeige, ein Nachruf – und du blätterst um. DIE WELT, Tageszeitung von der Axel-Springer-Straße in Berlin, "täglich in 130 Ländern verbreitet – Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen", sollte mich während einer stundenlangen Zugtour zerstreuen. Auf der Seite "Rätsel und Sudoku und TV-Programm" füllte ich gähnend und träge die leeren Felder mit Buchstaben, bis ich in der untersten Zeile waagrecht auf die Vorgabe "spanischer Staatsmann" stieß. Einen Moment stockte ich: Meinen die Franco? Ein rechtskonservatives Blatt wie Die Welt wird sicher nicht Gonzalez gemeint haben ... Die Anzahl der Buchstaben passte aber nie. Neugierig geworden wanderte ich durch meine rudimentären Kenntnisse Iberias. Ohne Erfolg. Dann, aus senkrecht "unglasierte Tonware" (Terrakotta) und "pazifische Inselgruppe" (Marianen) kam die Illumination: Die meinen Aznar, José María Aznar, den aus der faschistischen Falange Española hervorgegangenen Ministerpräsidenten der rechtskonservativen Alianza Popular. Der Geist, der Geist. Würde, Anstand, Scham (und all deren Synonyme) sind nicht Sache des Web. So kommt es, dass die Filmmimin Gwyneth Paltrow dort eine Kerze anbieten darf, die explizite nach ihrer eigenen, also Paltrows, Vagina duftet ("erotisch und wunderbar überraschend"). Kostenpunkt: 75 Dollar (nach der SZ) Sonntag Nachmittag. Nach Neujahrshatz Flanieren auf der Suche nach bukolischem Frieden, erbauendem Augenschmaus, vergnüglicher Zerstreuung: Kurzbesuch im Züricher Helmhaus, städtischer Ausstellungsort. Interview mit Lukas Bärfuss in der "republik.ch" vom 18.12.19: purer Neid spricht aus mir: Weihnachten aussitzen. Wie man eine StreetParade aussitzt, Black Fridays oder das primitive Neujahrsgeknalle im Lauf der Nächte, im Plätschern der Tage stehe ich gelegentlich vor dem Problem: Was soll ich lesen? Dann wandle ich vor meinen Bücherbrettern auf & ab und registriere nur: Das alles ist doch nur noch Literaturtand. "Es ist die reine Lust und eine permanente Überraschung, Simon Werles Baudelaire zu lesen." Behauptet Jürg Altwegg in der FAZ. Ich weiß nicht. Bleibe doch lieber beim O-Text des "Spleen de Paris". Enivrez-vous habe ich schließlich eh lieber auf Französisch befolgt. Wie Sieur Charles mir, dem Halbwüchsigen, eintrichterte: Il faut être toujours ivre. Tout est là ... ...wir aus der namenlosen Masse schauen offenen Mundes zu denen Hochgestellten in den Feuilletonspalten, zu den Literaten der Nobel- und Börne-Preise, zu den Künstlern des Plastikkitschs, die von auserwählten Museumsvormunden geölt & gesalbt werden, zu Architekten, die für ihre Entwürfe das Jahresbudget einer Kleinstadt in die Tasche stecken. Italia, bella. Unsteter, führt dein Weg mal wieder über Basel, stolperst du wohl (oder übel) über das Hauptorgan dieser Stadt. Dieses Journal, das du nun liest, hat für seine Basler Leserschaft am 28. Oktober 2019 auf seiner Frontseite die global wichtigsten Nachrichten der Welt versammelt: Ein Tennisspieler holt sich einen Titel (Foto dazu verbraucht zwei Drittel der Frontpage), ein Fußballklub gibt irgendwelche Titel ab, die Stadt Basel taumelt im Rausch einer Verkaufsmesse, und dann (etwas sittsam) auch die Meldung unten: "Neuwagen verschlechtern Klimabilanz weiter". ich habe fix andere Reisewünsche. Sibylle Lewitscharoff, mehr von ihrem Verlag als von Lesern getätschelte Literatin, hat ein neues Buch geschrieben: "Von oben", erschienen im Suhrkamp Verlag. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung vermerkt dazu: "Leider muss man sagen, dass dieses Buch mit seinen postumen Dampfplaudereien einem geistigen Gurkensalat gleicht. Eine Fusselbürste für Ideen wäre hilfreich gewesen." Er nannte sich Bewohner des Elfenbeinturms. Von dort herab beschimpfte er sein Publikum und verbrüderte sich mit den widerwärtigsten Verbrechern Europas seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Opfer der Balkanschlachten verhöhnte er. Die Kriegsverbrecher Karadžić und Milošević verehrte und heroisierte er in unzähligen Reden und Schriften. Er ist von seinem Elfenbeinturm herab niederträchtig, faschistoid und menschenverachtend. Für all das beklatschte ihn die Schwedische Akademie und gab ihm ein paar Millionen Kronen mit der Plakette vom Nobelpreis. Der Barde Handke und Stockholm – es gibt tatsächlich zu denken. Und aus der Züricher WOZ erfahre ich: hier sitze ich, ich kann den stahlgrauen Himmel nicht, dafür das TAM lesen und finde den Astrophysiker Ben Moore dort lesenswerter als das neue DU-Heft über Simenon egal welches Feuilleton geöffnet, in diesen Tagen werde ich von einem rot gekleideten Clown angeworfen. Das ist nervend, das ist sicher mal Grund genug, den Film "Joker" an mir vorübergehen zu lassen. (Eine Antwort auf die flammenden Fragen meines Lebens wird er eh nicht liefern.) – Überhaupt, wann war ich denn zuletzt in einem Lichtspieltheater? Zwischen den Gläsern dieses heutigen Abends fällt mir da als letzter Besuch nur Le destin d'Amélie ein, eine nette Pusteblume französischen Esprits der gelösten Art. Irgendwann 2001 in einem Wiener Multiplex, nachmittags ganz allein im Riesensaal Bekanntschaft gemacht mit dem Violoncello da spalla. Leicht nervig. Ein Cello über die Schultern gehängt, recht basslastig, hie und da krächzend. Und mir schien, Sergey Malov, der Spieler, würde hie und da – aber was soll das Lästern ... Bachs Cellosuiten, nur schon mit Casals oder Fournier, sollten mir ja reichen, wozu noch die Suiten durch ein Cello von den Schultern hängend. Und diese in Kirchen veranstalteten Konzerte sind eh immer unerquicklich, gehen mir mit ihrer unvollkommenen Akustik auf die Nerven Was ist bierig? Bierig ist zum Beispiel die Musik in einem Wiesn-Zelt namens "Bratwurst" mit nur 800 Holzbankplätzen, Trompete, Harmonika, Kontrabass und – falls noch hörbar – für zartere Säufer auch Harfe "Große Kunst und kleiner Zufall" In meinen Mailboxen erweist mir seit gut einem Jahr ein KissNoFrog-Team die Ehre mit der immer gleichen Botschaft "kerstin 025699 und pfanne-kuchen wollen Sie kennenlernen". "... So geht das nächtelang. Und spätestens am frühen Morgen, wenn alle gegangen sind und Ernesto gemeinsam mit dem drusischen Barkeeper die Aschenbecher leert, wird klar: Dieser Ort hat eine Seele. Er ist das Vermächtnis eines Idealisten und erzählt mehr über die Größe, die Tragik und das Scheitern der Menschheitsutopien als jedes Buch. Er ist sozusagen die kleine Bar am Ende der Geschichte." Die Decke 9h40 zurückgeworfen, dann kalt geduscht. da liest man nichtsahnend DIE ZEIT vom 1. August, also von gestern, und sieht sich plötzlich konfrontativ einer Unterwäschereklame gegenübergestellt, wo man sich dann grinsend fragt, ob es etwa beklagenswert sei, dass man als normaler Heti derart hodengewürzte Fotos nur erheiternd finden kann Es regnet. Des tranigen Brahms' tranige Regenbogensonate (op 78) okkupiert das Ohr und das Hirn lässt los bei Seite 114 in Menasses Hauptstadt-Buch. Gib Gas. Gib Wein. Pappsatt – titelte die SZ zu Silvia Lagnado. Sie kündigt den Job, sie hätte genug von Burgern mit Pommes. Den Sozialismus madigmachen. ein Klumpen edelmännischen Feinmechmanufakts auf einem edelbepelzten Unterarm – die Chronomanufaktur Omega feiert mit Moonwatch auf George Clooneys Körperteil die amerikanische Mondlandung vor 50 Jahren. Die Perversion des faschistischen Italien: André Schmucki, der sanfte Maler von hartem Kitsch, ist tot, wird mir gemailt. aus Bella Italia sind wir vorwiegend Sinistres gewöhnt, die gleichen Nachrichten wie aus dem ungarischen Orbanistan oder Kaczinskys Polen. Zürich, Römerhof, Le Pain Quotidien: Hier einen schäbigen, verwässerten Aperol Spritz getrunken. Wenigstens war die Plörre selbst für Schweizer Verhältnisse hochpreisig – sprich: sauteuer. als Trump Donald den Krieg probte mit Iran, kaufte ich mir Calamares im Nordfisch (oder wie die Fresskette im Züricher Hauptbahnhof heisst) "Ich scheiße auf Gott", sprach der spanische Schauspieler Toledo "und ich habe dann noch genug übrig, um auch auf das Dogma der Heiligkeit und Jungfräulichkeit der Jungfrau Maria zu scheißen." der Iraker Abbas Khider stellt seine "laichte deutsche Sprache" vor. Um, wie behauptet, das Deutsche all den nach D drängenden Außereuropäern schmackhaft zu machen. Die Ideen zu seiner Simplifikation des Deutschen hat er bei Prof. Dr. Adalbert Baumann (1916) abgekupfert Der Heimgang des Züricher LBQISTXY-Regenbogentages geschah dann im Grau von Thunder, Lightning and in Rain. Die Stadt rieb sich Hände und Ohren, das queere Hurlyburly so elegant enden zu sehen. wie wir gelesen haben (NZZ, 13.6.19), verweist Kent Nagano in der Antwort auf des Fragers (Felix Michel) Frage, warum Teile von Ives' 4. Sinfonie auf uns "so stark und beredt" wirken, nicht auf die "universelle oder gar metaphysische Kraft von Musik", sondern auf die europäischen Wurzeln von Ives' Komposition. Kultur sehe ich gern auf den Brettern. Sie soll aber – so sagt man – sich auch ins Fernsehen verirren. "Sehr schön ist das. Man wird sehr still." Gedrückte Stimmung. Das Cuarteto Casals, das hippe, in der zürcherischen Tonhalle Maag. Wer nur hat hier einen lausigen Tag. Weder Bartóks erstes Streichquartett noch Beethovens opus 131 schwingen sich empor. Vollbracht ist eine gewisse Grautönung. Und in einer der Maag-Hallen, in diesen düsteren Hallen, sehe ich noch beim Hinausgehen Vera Martinez, die erste Geige, wartend herumstehen. Verloren auf CDs zum Signieren warten. zu Republik.ch, die ich als Abonnent jeden Tag im Postfach vorfinde, aber kaum einmal – da Bildschirmtext – lese, darf Feridun Zaimoglus Podcast bemüht werden: "Über Lesen: Nur auf Papier lesen! Das andere (digital) ist ekelhaft!" Zum Skandal um Pestizide & Krebstote im Bordeaux: Gegen Ende des begrabenen Jahrhunderts hat sich mein Konsum auf Bordeauxweine kapriziert. Plötzlich trank ich unbescheiden nur die prominentesten, und anschaffen ging ich nur mit dem Kleinen Johnson in der Hand da sass er im Ohrensessel im unverwelklichen Alter von neunundsiebzig Jahren und schaute unverwandt den Neumond an Die Preußische Akademie der Künste fordert 1937 Max Pechstein auf, auszutreten. Pechstein antwortet mit einem Brief, in dem er erklärt, dass er "nachgewiesenermaßen Vollarier" ist, dass sein Sohn SA-Mann und er selbst seit 1934 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und des Nationalsozialistischen Luftsportverbands ist. (Ausstellung "Künstler der Brücke im Nationalsozialismus", Brücke-Museum, Dahlem) Marcel Duchamp hat über einen Witz derart lachen müssen, dass er sich ins Bad retten musste, dort dann aber tot umfiel. In der Wohnung waren seine Frau Teeny und sein Freund Man Ray anwesend. Einer der beiden muss Duchamp den tödlichen Witz verabreicht haben. (Frei nach der Süddeutschen Zeitung) Lesenswert ist das Magazin des Züricher Tagesanzeigers vor allem wegen der Beiträge des Astrophysikers Ben Moore. Leider muss er seinen Seitenplatz alternierend mit einem Pfarrer teilen. Ausgerechnet. Notre-Dame en feu. Die Tränen, seelenvoll & trivial kamen sie mir (sans blague!) Schließlich war in meinem Heranwachsen mit Rimbaud in den Nächten, in der Jackentasche mit einem zerfledderten Baudelaire für den Gebrauch in der Schenke, stets auch dieser Victor-Hugo-Schinken (mit nur ein paar gelesenen Zeilen) Teil meiner Admiration für alles aus dem französischen Kulturpott. Und, war ich dort, der zwanghafte Blick jeden Morgen vom Place St-Michel auf die Türme des Koloss "Die Welt" aus Hamburg gehört nicht zu meiner gewohnheitsmäßigen Tageslektüre. Nur ein Zufall ließ mich heut im ICE nach ihr greifen. Gewohnheitsgemäß schlug ich darin das Feuilleton auf und stolperte gleich über das sattsam bekannte Gesicht des Pianisten Lang Lang, mehr noch aber über den Titel des dazugehörigen Artikels: Les Riches s´amusent Voyageur, kommst du trotz Brexit nach England, nimm Windeln mit. Glyphosat und Krebs? Die Süddeutsche Zeitung bringt es mit einem Foto des pharisäerhaft wirkenden Bayer-Chef auf der Frontseite auf den Punkt. Und fährt fort: "Bayer, der Konzern, der die Menschen mit Glyphosat krank macht und ihnen dann die Medikamente für die Therapie verkauft? So sehen das die Kritiker." Das war zweifelsohne Adonai, der große Manitu der Juden. "...flügeln einer dieser klassischen Pogos ene, mene googleguh, und raus bist du. Wenn mich des hellen Tags die WeltKompakt aus Hamburg mit einem Smiley anbläst und sanft mahnt: eine alte Kulturtechnik ist, mit Worten & Taten voll und kräftig und lautstark aufzutreten. Diese Hetze, diese Hast. Mal hier ein Futon, mal dort ein Hotelbett, und kein Musenkuss, nirgends. Bruno Ganz 2. Bruno Ganz ist tot. beim Lesen der NZZ die Lektüre irritiert gestoppt: leichte Gänsehaut. Ich fröstle leicht. Nehme einen Schluck Tee und lese Stephen Greenblatt in der NZZ: "Wenn man an Putin, Duterte, Erdogan und Orbán denkt, an die Regime in Brasilien und Polen, dann wird einem klar, dass ein kalter Wind weht." Kitsch as Kitsch can: Das Fernsehen ist ein Bildungsmedium. Das ist mal, zugegeben, ein gewagtes Axiom. Denn nicht nur die private, auch die öffentliche Glotze begreifen sich vorerst als Unterhaltungsmedium. Und in dieser Eigenheit liefert das TV denn auch vielerlei Busch und Dschungel ins Haus, mit dazugehörenden Dschungelköniginnen. Eines dieser bildschirmgekrönten Häupter ist Frau Evelyn Burdecki (mit Fach-Abitur). Ein Boulevardblatt, in Symbiose mit der Bildungsglotze lebend, stellte Königin Burdecki ein paar Fragen: In Deutschland tobt das Genderwetter. es ist nicht weiter verwunderlich, dass man mit einer gewissen Eitelkeit (wer würfe den ersten Stein!) auch auf Erwähnungen seines Namens abonniert ist: Bernard-Henri Lévy ist der größte lebende Philosoph Frankreichs – zumindest hält er sich für diesen. Uneitel, na, vielleicht doch etwas kokett, betritt er die Bühne des Denkerareopags stets mit bis zum Bauchnabel offenen weißen Hemd. Monsieur Lévy ist aber auch Theaterautor, wenn auch in dieser Eigenschaft weniger ergebnisreich. Das ist schade, denn sein Stück "Hotel Europa" und sein neues Stück "Auf der Suche nach Europa" sind beste Agitprop für den Aufbau eines vereinigten Europa. Düstertal. Im Dunkel auf der Bergflanke erleuchtet ein Fenster. Die Menschheit, die infantlle, ist wieder einmal scharf auf Grölen und Böllern und Vomieren (31.12) während die halbe Welt – ja, die halbe: nun motzen nämlich auch schon die Amerikaner, ausgerechnet Trumps Amis! – Claas Relotius ächtet und stigmatisiert, betrachte ich, halte ich den Mann für einen Robin Hood des Schreibens, für einen Traumtänzer der Worte, der auf unsere Infantilgesellschaft Kacka macht. Durchaus sympathisch, finde ich Nun ja, ich bin kein Grüner und auch kein Schwabe und schon gar kein Fan von Boris Palmer. Hier aber muss ich ihm (nach etlichen Jahren Berlin) beipflichten: Wanderer, kommst du nach Berlin, Vorsicht! du verlässt den funktionierenden Teil Deutschlands Winistörfers Bodega Española in Zürich: Die scheußlichsten Calamares ever. Soeben gegessen. Open Mike, das ist mal nach dem Willen der Veranstalter ein pausenloses Mikrofongetacker von zarter bis eher unzarter Poesie, hinein in den Bierdunst einer vorzugsweise Neuköllner Kneipe. Die 26. Wiederholung dieses TroubadourInnenstreits fand denn auch wie es sich gehört im Neuköllner "Heimathafen", in dessen heiliger Halle an der Karl-Marx-Straße, statt. Mein Platz wird von unzähligen Servern wireless bestrahlt. Die emittierenden Server haben kryptische bis drollige Namen wie MartinRouterKing oder OfficeTV oder Mossad oder WGDiTre oder nbt555. weich und feucht wie eine Auster war das Mädchen im Nachttraum. Doch selbst nach längerem Kosen regte sich die Esslust nicht. zart sprießendes Unkraut im Riss des Traminselbetons (Bornholmer Straße). Im Ohr wirbelt der nackte gewalttätige Krakeel nach. Nicht lokalisierbares Kleinasiatisch in der Schweiz wollen Rechte und Ultrarechte und all die zugewandten Faschisten per Volksabstimmung die Menschenrechte schlachten. Und was tun all die Bioblumenkinder und Vollkorneiferer gleichzeitig? Sie quasseln und quatschen und palavern über das Horn der Kuh Die tägliche Entfremdung: Der Blick in den Spiegel "Das Wandern ist des Kaufmanns Lust / Das Wandern! / Das muss ein schlechter Kaufmann sein / Dem niemals fiel das Wandern ein / Das Waa-han-dern." Er höre den ganzen Tag Vogelstimmen-CDs, sagte der alte Mann. Das sei das Beste gegen Einsamkeit jedes Mal erstaunt wie leichtherzig Daniele Muscionico das Herzstück eines Stücks hinkriegt: "... er ist nur Stimme. Er fährt mit ihr wie mit einer Faust in den Himmel, dann wieder ist sie rein wie ein Bergbach, der in einem steinigen Bett die Konsonanten an Kiesel reibt." Theaterkritik, NZZ 17.9.2018 in Zürich, am Hottinger Platz, da gibt es einen Buchladen. Diese Handlung mit Büchern strahlt derart keimfrei, in gleißend unschuldiger Impotenz, dass ich im Vorübergehen stets die Ladentür daneben zum Discounter nutze, um mich dort mit einer Flasche Wein zu beflecken Jan Wagner, altmodisch sanfter, behutsam langweilender Poet, hat gesagt: liebe U, zu deinem Rekord muss ich doch noch warmherzigst gratulieren: ach, Ottilia, QiGong-Verpinslerin! – Im Flanieren mit dem ICE, im Speisewagen über Stuttgart, wurde mir jäh bewusst, wie intensiv schwäbische Maultaschen strahlen, einzigartige Figuren & ausgeprägte Formen sowie eine seltene Lebendigkeit im Mund des Betrachters aufweisen. das Sommertief ist so eine Sache. Während man versucht, sich mit Frizzante hinüberzuretten, wartet dort bereits ein Hoch. Nun steh ich rum in der Hitze, und das Glas ist leer als wie ich zuvor. Rühr. ungewollt, quasi erzwungen durch die Kanaille der Street Parade, durch die ganze Züricher Innenstadt weh mir, wenn des Abends Knoblauchwürste aus den Fenstern hängend den Weg werden weisen In der Schweiz ist ein Flugzeug abgestürzt. Das Flugzeug war betagt und schwach. fast schon apathisch-achselzuckend nehmen wir zur Kenntnis, wenn irgendein arabischer Staat zur Ermordung eines ihrer Literaten aufruft. Aus dieser im Nahost landläufigen Brutalität ist Israel nicht ausgenommen, im Gegenteil: Wegen eines Gedichts hat ein israelisches Gericht soeben die palästinensische Dichterin Dareen Tatour zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt Wenn die Hitze die Minuten streckt, die Zeit ausdehnt und faunische Muße in fleischlichen Bizarrerien schwelgt – dann stößt man den Stuhl zurück, geht zum Eisschrank und holt, anarchisch halbnackt und in Pantoffeln wahrscheinlich, den nächsten kühlen Lambrusco. Kümmerliche Reminiszenz dies an die einstige l´heure verte des fin-de-siècle – roter Sprudel anstelle der grünen Fee. mein Pläsier am Verspotten des amerikanischen Präsidenten könnte verstärkt sein durch ein paar Gläser Sprudel aus Valdobbiamente Vom Wiener FPÖ-Fascho Johann Gudenus stammt die linguistische Neuprägung "stichhaltige Gerüchte". Gudenus' Sinnspruch hat bei mir das ausgelöst, was sprachlich arbeitsscheue Surfer LOL nennen: Ich lachte auf. 100% JESUS – leuchtete die Schrift am Heckfenster eines verboten abgestellten PKWs. Der Werkkatalog über jahrelanges künstlerisches Schaffen türmte sich in unschuldigem Weiß. In seiner Bewegung, mit der er nach einem Buch im Stapel griff, war unangebrachte, überraschende Gewalt. Nicht die gierige Wucht, mit der Menschen sich etwas aneignen wollen – sein Griff zeigte nur eine wohl dem ganzen Menschen innewohnende Krudität. Während sein ganzer Körper Uninteressiertheit bekundete, bog er die Buchdeckel zurück, stülpte das Innere nach außen und schnellte die Seiten durch als wäre es ein Daumenkino. Seine Verweilzeit pro Seite war dabei um Sekundenbruchteile. um mich nicht schon zum Tagesanfang zu disqualifizieren, stelle ich mich dem Spiegel jeweils als weißer, moderat betagter Zeitungsleser vor, der zum Lesen, später am Tag, gern an einem Glas nippt. Ein Auslaufmodell dieser Mann, so oder so, ich bestreite es nicht. Wippt zwischen Sentimentalität (Spiderman von Paris) und Empörung (Matteo Salvini z.B.). das erste Wort, das nach dem Schluck Champagner mir in den Sinn kam, war: Gänseblümchen. Danach: Bauch, dann: baktrisch. Darnach nahmen die Wörter Fahrt auf, wurden vage und maulig wie Mundharmonikas, sie stauten sich Sein Tod ist bereits Schnee von vorgestern. Heute, Donnerstag Abend, sind es zwei Tage her. In Philip Roth' Gesicht wähnte ich immer etwas Distinguiert-Blaublütiges zu finden und wunderte mich stets, wie er ein ganzes Buch durch vögeln und masturbieren konnte (Portnoys Beschwerden – lang ists her). Später fand ich seine Definition von Gott unübertrefflich treffend: "Vereinigung eines perversen Arschlochs mit einem bösartigen Genie" (Nemesis) ich frühstücke. Streiche irische Butter aufs Baguette, lege Jamón serrano darauf. Die Zeitung daneben, ich lese: "... von den Folterungen in ihrem Land, es gebe über 75 Keller in den Provinzen, in denen Männer und Frauen gequält und getötet würden, oder verschleppt und wie Tiere eingesperrt. Die Vergewaltigungen, die Folterungen, die Morde, das alles ..." Ich nehme einen Schluck Ostfriesen. Ich blättere um "... und schließlich gab es eine große Nähe zwischen Beuys und seinem Schwiegervater Hermann Wurmbach, der nicht nur Zoologe war, sondern auch Vertreter der NS-Rassenlehre, NSDAP-Mitglied und Funktionär der Partei ... Dann kommt Karl Ströher hinzu, Beuys' wichtigster Sammler, sein Mäzen, der ihn jahrelang durchgefüttert hat. Ströher, der nachweislich Hitler verehrte, hat sein Vermögen auch begründet, indem er von der Enteignung seiner jüdischen Partner profitierte. Karl Fastabend, Beuys' Sekretär, der in den Siebzigerjahren fast alle politischen Texte für Beuys formulierte, war ein Nazi erster Stunde, SA-Mann, SS-Mann. Und Johannes Stüttgen, Beuys' Adlatus, veröffentlichte 'nationalrevolutionäre' Texte in einem rechtsextremen Verlag." (Interview mit Hans Peter Riegel, Süddeutsche Zeitung 9. Mai 2018) ich wollte nicht in die Oper (das kommt eh selten vor), eigentlich las ich, so ganz nebenbei, den "Nekrolog" von Robert Walser, den er anscheinend auch so nebenbei mikrogrammierte, während er abends um sechs eigentlich in die Oper wollte. Leider aber, klagt er in besagtem Mikrogramm "nimmt mich geistig so vieles in Anspruch, und nun trauert ganz Frankreich an einem Sarg, das ist arg. Anatole France ist tot, und sämtliche Gebildeten wollen von nun an nie wieder ein andersautoriges Buch lesen." Anatole France, da ist er, wenn auch tot, quasi noch frischer Literatur-Nobelpreisträger einer Grande Nation und der Schweizer Robert Walser nimmt ihn mikrogrammierend auf die Schippe: "Die Stühle, Uhren, Kanapees auf der ganzen Welt trauern um das große Loch, das der Tod in die Reihen derer gerissen hat, die mit der Feder in der Hand herumlaufen. Kein Anatole France läuft mehr herum. O, das ist dumm." das Forellen-Quintett zum x-ten. Anne-Sophie Mutter knallig rot, selbstverständlich vorn. Hat sich – wie das Cover zeigt – den jungen Trifonov angelacht. Die anderen Spieler Ameisen im Hintergrund. Auch diese Einspielung zeigt dummerweise nur: Anne-Sophie Mutter ist eine miserable Kammermusikerin 20 Prozent Faschisten, 50 Prozent Nationalisten und Brüssel gratuliert Orbán zum Wahlsieg. Europa hin, Europa her, ich habe den Pass zurückgegeben. Fortan reise ich mit der Schweizer ID. Das kleinere Übel In der Theaterpause kommt sie auf mich zu, Gespielin aus verblühten Zeiten, und stellt mir ihre Freundin vor, eine Frau alles andere als ansehnlich, dazu recht amorph. Leicht belustigt frage ich mich: Toppt sie jetzt ihr närrisches Wesen mit Tribadie? "Vielleicht sollte man mal bei den Tieren nachfragen, wie die das hinbekommen mit dem reibungslosen Miteinander von Heteros und Homos. In Lachmöwenkolonien ..." fängt Jan Kedves seinen Artikel in der Süddeutschen Zeitung an, um dann doch recht rabulistisch über die Nollendorf- und andere Berliner Schwulenszenen fortzufahren. "Die Schwulen wollen ja unbedingt etwas Besonderes sein, oder: Und morgen darf dann jeder seine Katze heiraten?" Je sais que tu es mécréant, athée, anarchiste et non conformiste ... mailt mir eine Französin. mal, es war nicht gestern, forderte mich eine Frau auf: Tu mir weh! Sie trug den Namen eines Vogels. Eines spitzschnäbligen Finken. Zur Übermalung eines Gomringer-Gedichts an einer Berliner Akademiefassade, da möchte der zürcherische Tages-Anzeiger noch ein Letztes Wörtchen beigeben. Immer wieder überrascht: ein aus ganzem Herzen losprustendes Niesen evoziert alsogleich ein zweites – eine Pause zum stillen Nachgrübeln über das unangekündigte Ereignis kann erst später erfolgen. (Schauplatz: meist ein Schreibtisch. Möglicherweise aber auch jede andere Tafel) Umweg über Basels Beyeler: Wenn dem BLICK, der größten Schweizer Zeitung, der Trump ausgeht, widmet sie sich auch der Literatur. Dabei werden mal wieder die bösen Deutschen im Titel apostrophiert, die es sich mal wieder erlauben, die Freien Schweizer zu triezen. "Als er längst Muesli ass die NZZ hat sich klammheimlich auf ihren Spitznamen "alte Tante von der Falken-Strasse" besonnen, ist des Gestern innegeworden und hat sich zum Café complet mit Schale Gold & Gipfeli auch gleich das Vorgestern bestellt: Kramphaft will das Blatt zeigen, dass es dem Neuen auch in der Rechtschreibung abschwört und schreibt nun folgerichtig und verbissen "Plastic" statt Plastik Bildschirmtext? mein Hirn qualmt bereits nach Minuten, Text auf dem Apple-Monitor zu lesen? und mein Auge gedenkt die Arbeit niederzulegen. Ende Dezember fliegt Sibylle Berg nach Israel. Denn dort feiere niemand Weihnacht, sagt sie. Sibylle Berg mag die christliche Weihnacht definitiv nicht – dies wissen wir aus ihrer Feder (spiegel.de) seit Jahren. Auch heuer rümpft Sibylle Berg ihre fein ziselierte Nase über Weihnachten : "Noch eine Woche bis zum Leitkultur-Jahresevent. Das Fest der Liebe. Sie wissen schon: Liebe. Großartiges Produkt. Menschen, die es gekauft haben ...." Sibylle Berg gehört nicht zu den Käuferinnen. Sie sitzt in diesen späten Dezembertagen in Jerusalem und sinnt mit Gleichgesinnten auf noch mehr Unterdrückung Restpalästinas. Ganz sicher wird sie Ahed Tamimi nicht mit Liebe begegnen wollen .... weder mit gekaufter, und schon gar nicht mit spontaner ... ein sittenstrenger Aufschrei, nicht nur in den Zeitungen. Das MeToo-Plenum mit eigener Online-Petition, die erregte Belästigungseuphorie, die losgetretene Enthüllungswucht. Im gegangenen Jahrhundert nannten Libertäre solche Phänomene moralinsaure Stänkerei. Dieses Allerheiligen, verkuppelt mit dem Reformationstag, verdient bei Gott einen gottgefälligen Hallelujapfiff: Seit gestern liegt in den ICE wieder die FAZ auf "... die Wahrnehmung des unendlich Kleinen, Mobilen und Leichten" (Italo Calvino) – dieses verstohlene Gerippe von einem Hauch, dieser federleichte Umriss im Raum der weißen Leere – wie es Herbert Kaufmann mit der gezeichneten Wiedergabe toter Insekten in seinem Atelier gelang wie etwa Giuliano Carmignola eine Locatelli-Kadenz hingeigt – erzeugt von selbst ein albernes Lächeln, beseligt-beschickert durch Rotwein "Dunkelheit, ick hör Dir trapsen" – Alfred Kerr würde gschamig stocken, vielleicht auch erblasst innehalten, hätte er diese Anfangszeile einer Premierenkritik lesen können. Die Zeile schrieb Daniele Muscionico an den Anfang ihrer Besprechung (NZZ, 23.10.2017). Die Besprechung dieser gleichen Premiere gleichen Tags in der FAZ beginnt mit: "'Der zerbrochene Krug', vor zweihundert Jahren in Goethes Inszenierung ein Flop, ist heute ..." Ein Hörspieldichter, nicht unbekannt, warnte mich vor etlichen Jahren, als Hörspiele noch im Schwange waren, eindringlich vor einer Reise. Geh nicht nach El Kuwehd! raunte dort inständig ein Bettler am Straßenrand (auch verschleierte Frauen waren als Nervenkitzel dabei) – es war ein fahler Herbstnachmittag, fast wie heut, aber der Ton aus den Lautsprechern kam noch monaural. Die Missachtung des Ratschlags des Bettlers kostete den Helden dann einige Kamele oder so (vielleicht war auch Blut dabei) mich aber den Kauf von Günter Eichs Fünfzehn Hörspielen in der Ausgabe der damals angesagten "Bücher der Neunzehn" Nun ja, die Kantstraße ist jenseits des Landwehrkanals, aber es begab sich nun mal, dass ich dort vorm "Schwarzen Café" sass und sie just dort durchlief vor meinem noch vollen Glas. Sie: eine Künstlerin mit – laut inoffiziellem Ondit – hochlöblichen Pinseleien, aus dem Osten Europas, Rumänin oder Ungarin. Nur drei Tage vorher war ich an ihrer Vernissage in der Potsdamer Straße (da musst du hin, das ist schön, suggerierte wie immer Gisela, meine frühere Nachbarin). Als die Rive gauche noch gauchiste war und das Seine-Ufer mit den Klappkisten der Bouquinisten bestückt und der Franc gerade Nouveau geworden war, da wollte ich den 1 nouveau franc für einen Rimbaud-Titel herunterhandeln. Freixenet Cava »Elyssia« Gran Cuvée Brut Freude (im Szenejargon der Siebzigerjahre: klammheimliche) durchströmt mein Herz bei den Nachrichten aus Burma – schließlich und endlich merkt (was zu hoffen ist) auch der letzte europäische Buddhismusfreak, dass sein Schwärmen einer ordinären Religion gilt. Einer wie all die anderen Religionen es sind: närrisch, bescheuert, dumm und aggressiv. mehr als dreieinhalb Stunden habe ich nun die Gehsteige der Stadt Zürich abgeklappert, peu à peu den Rucksack mit Konsumgut auf gut 10 Kilogramm aufgefüllt, nun milde angedrögelt mich strikt rechts an den Hausmauern entlang gedrückt, um nicht in Zickzack dem kopflosen Entgegenkommen ausweichen zu müssen – da kam mir ein breitkrempiger Freitagabend-Hut entgegen, der meinte, es wäre sein Recht, links zu halten und mich zum Ausweichen zu zwingen. Um nicht als Antisemit geschimpft zu werden, trat ich zur Seite, gönnte mir aber im Vorbeigehen die Bemerkung: "In Europa haben wir Rechtsverkehr" ... Der Adonaifürchtige, sich umdrehend unter seinem koscheren Sombrero, spuckte zack: "Ich bin Brite" "Der Kanton Zug ist tatsächlich eine passable Alternative zu einem Leben im Kloster ..." Daniele Muscionico (NZZ-Interview) Friedrich Cerha: Ich konnte mich nie als in der Gemeinschaft integriert fühlen Hassprediger ist ein putziges, ein infantiles Wort. Auch deshalb, möchte man sagen, wird es dem Niveau der Hassprediger gerecht ich lag auf dem andalusischen Feldweg, al aire libre mit weit gestreckten Armen, blickte cara al cielo in die quirlend-quirlige mitternächtlich bestirnte Unendlichkeit über mir und lächelte, lächelte, lächelte das einfältige Lächeln eines trunkenen Buddha (ohne das erleuchtete Bauchfett vorzuweisen) ein kaum wahrnehmbares Zucken im Gesicht des blinden Mädchens auf der Bank, als es das Klicken meiner Radschaltung hörte Seit dem 1. August herrscht Dercon alleine. In den letzten vier Tagen hat er mit dem Theater auch die Inhalte von Facebook, Twitter und den üblichen Accounts samt Likes und Followers übernommen. Die Volksbühne heisst nun nicht mehr "am Rosa-Luxemburg-Platz", sie nennt sich "Volksbühne Berlin". (Siehe Facebookseite) Freude an der Stille. Der Sprecher des Weißen Hauses spricht ziemlich laut zu uns: Unter Jazz verstehen viele vieles, dabei aber fühlen sich alle, egal welcher gesellschaftlicher Provenienz, in einer Art Geheimbund verbunden. Gebläse wird hier unisono angehimmelt, allen Bläsern vorab das Saxofon. Diesem Blech liegen sie alle ausnahmslos zu Füßen. Auch der Musiker, der in der SZ (13.7.17) in einem Artikel über den Auftritt von "Woody Allen and his New Orleans Jazz Band" in der neuen Hamburger Elbphilharmonie zu Wort kommt, sagt: "Ich mag Jazz. Aber das hier? Soll das Jazz sein? Oder Klezmer? Wenn die wenigstens mal ihre Instrumente gestimmt hätten!" 2017 Juli 9, Sonntag Jadis, si je me souviens bien, ma vie war zwar kein festin, aber immerhin, im bitterkalten europäischen Winter, der die Seen zufrieren ließ, ein warmer Bibliothekslesesaal mit Blick hinunter auf den Grand Sablon. Aus Spleen oder akademischem Eifer las ich dort "Baumeister Solness", nicht ahnend, dass ich Jahrzehnte später in Berlin mit ebendiesem Ibsen-Werk dem Exitus eines Theaters beiwohnen werde: Ehre? Du sagst, Ehre!? Eine Wohnung just unter dem FIFA-Sitz zu bewohnen, soll Prestige sein? Ist wohl nicht dein Ernst! Dieses global agierende, durch und durch korrupte Kicker- bzw. Verbrechersyndikat soll meine Wohnung adeln? Les hommes sont faits, nous dit-on, die einen kritzeln winzige, schier nicht entzifferbare Zeichen auf Papierli, wandern still um Appenzeller Bühel und sinken in den Schnee. Andere krähen und krakeelen alle zwei Jahre mit belanglosen "Monster Poems", werden trivial illustriert, und in Auszeichnungen und Stipendien gebettet Wo der Tod im Text auftaucht, Im ICE liegen verschiedene Zeitungen zur Instandhaltung smartphoneramponierter Hirne auf. Auch die Bild-Zeitung ist darunter. Die Berichterstattung dieses Blattes ist zwar von recht zweifelhaftem Ruf – Gruftis mögen sich an den einstigen Kriegsruf erinnern: "Springer-Presse halt die Fresse" –, aber Sex & Verbrechen gedruckt auf Papier ist doch viel sinnlicher als auf Instagram oder YouTube. kaum ist man in Zürich, sieht man jede Menge Kryptoproletarier. Vor zwei Stunden bin ich auch Yannis Varoufakis begegnet. Er kam aus dem Hotel Widder. Zimmerpreis: um zwei Monatslöhne eines griechischen Arbeiters Eigentlich wollte ich fünfeinviertel Glas Rotwein friedvoll genießen, dann aber kam Professor Gerd Habermann dazwischen. Die Maßangabe zum Wein diktierte mir ein Blick auf den Flaschenrest in der Küche – die Sache mit dem Professor war dann etwas komplizierter. Habermann, Wirtschaftsphilosoph und Professor an der Universität Potsdam, meldete sich erst nach zehn Seiten NZZ-Lektüre am Freitag, unter dem Titel "Die soziale Wärme des Kapitalismus" auf der elften. Mit Europa auf den Lippen gibt es verzogene Mundwinkel, fiese Blicke aus dem rechten Schmuddel, aber auch wummernde Bässe. Ich stehe da am Gendarmenmarkt, in einem strunzenden Fahnenmeer, betäubt von dröhnenden Lautsprechern zum höheren Nutzen Europas, es ist 13 Uhr, lichter Mittag, eigentlich will ich nur ins Konzerthaus hinein, durch eine aufgedrehte Masse von Europafans durch. Europa ja, Europa schön, ich fühl ja mit euch, ja, jetzt aber, trotz der dummen Tageszeit, möchte ich drin im Konzerthaus hören wie der Tod das Mädchen bezirzt (auch Schuberts D 810 genannt). Und dieses D 810 ist ein sehr, sehr stilles Sahnestück der Musikliteratur, eine sehr, sehr leise Kostbarkeit in der Kultur Europas – es, ich, wir brauchen Ruhe zum Genuss. Heute, dachte ich, sehe ich eh nur Mannschaftswagen in Kriegsmontur. Hör nur sirrende Gummigeschosse, die den Kuss fliegender Pflastersteine suchen. Heute, in Anbetracht des Umstands, dass ich die Fünfzig leicht überschritten, meide ich weise Kreuzbergs Kotti, den Görlitzer Park, die Köpenicker und ähnliche Zentren cholerischer Juvenilität, mache einen Bogen um die geile Hetze für eine gerechtere Gesellschaft, für schrankenloses Biomüsli und die tabulose Umarmung aller gegen alle. Der Reiz kitzelt nicht lang, und auch nicht tief. eben haben wir zum 2000x-ten Male die wunderliche Auferstehung eines jüdischen Wanderpredigers gefeiert – quasi deckungsgleich meldet sich Jean Ziegler mit dem eitlen Statement: Mein Geist lebt nach meinem Tod weiter! Ziegler sieht auch und spricht mit Geistern – "die Präsenz der Toten ... ist evident". was wollte Christian Halbpflützler eigentlich dem Facebookstadel auf Gibberisch sagen? Der Herr hat mich heute früh durch eine juckende Hautstelle ans Aufwachen gemahnt. es interessiert die Facebook-Verbraucherin wahrscheinlich nicht die Bohne und sie möchte auch während Katzenstreicheln und heißem Fernsehschaun nicht mit der Nebensächlichkeit angeödet werden, dass Mr. Donald D. Trump fernsaugt und ich meine Informationen aus der Zeitung und dem Rundfunk hole. Trotzdem halte ichs der Facebookerin unter die Nase: Ich habe keinen Fernseher. was einem an Verschüttetem beim Lesen von Wahlresultaten (Saarland, AfD) einfallen kann: Schon wieder was Vertrautes. Ein Wahrzeichen Berlins löst sich auf. Das verbeinte Speichenrad, Symbol der Volksbühne, verschwindet vom Rasen vor der Volksbühne. Wegen Chris Dercon. Beethovens Siebte putschte mich mehr auf als "Roll over Beethoven" von Chuck Berry. Das war so um 1960. der Mann schäkert mit seinem Geburtsjahr (1943) und stellt das Fragezeichen im Titel seines neuen Bands zur Schau: "Alt?", erschienen soeben (2017) bei Luchterhand. In seiner Rubrik "Das Gedicht" druckt das Feuilleton des Züricher Tages-Anzeigers aus diesem Band: der schreitende Turm: höre leichthin, en passant, Ernst Kreneks Vertonungen von drei Rilke-Gedichten (Ô Lacrimosa). Werde aufmerksam – die Stimme, Anu Komsi, kenne ich bereits, aber die Geschichte der Lieder, Kreneks Besuch bei Rilke in Sierre 1925, ist mir neu – ich lese nach. das Wort. Dessen Oberwörter. Das Wort anschlagen und dessen Oberwörtern nachhorchen. dürftige Gägchen, erstarrte Performanz: Marthaler im Züricher Schauspielhaus (King Size). Wiedersehen mit Nikola Weisse – die habe ich mir gealtert anders vorgestellt. Spaghetti muss sie bei Marthaler aus ihrer Handtasche essen Museum Ludwig Köln Gerhard Richter Neue Bilder: Ich plane eine Lange Nacht der Ichs. Isabelle Faust berichtet, dass die Zusammenarbeit mit Claudio Abbado ihr "die Tür zu einem neuen Verständnis und Erleben" des Violinkonzerts von Beethoven geöffnet habe. Ascoltare il silenzio – war ein Leitsatz des verstorbenen Meisters ... (aus der NZZ) Aus launischer Langeweile griff ich nach dem Tod in Venedig. Mein preziös gebundenes Exemplar aus 1913 (keine Erstausgabe, auch wenn aus dem gleichen Jahr) lag ja schon reichlich verstaubt nebst und unter anderen Literaturleichen. – Wider Erwarten las ich mich dann überraschend fest in den spleenigen Kapriolen und Anwandlungen des Herrn von Aschenbach. Schluckte mannhaft Thomas Manns kreidig-steife, verspannte Neoklassik, seine stelzfüßige Bildungshuberei, sein Naserümpfen über Balkanethnien oder die breite Masse. Trotz meines stinknormal geratenen Heteroseins fühlte ich mit Aschenbach-Mann "die Begeisterung seines Blutes" beim Anblick des Tadzio, sah auch gierig wie dieser Tadzio "in gestreiftem Leinenanzug mit roter Masche, vom Meere her, durch die Strandsperre und die Bretterwege entlang zum Hotel zurückkehrte." Die Monodie des Wintertags. Grau will weiß sein, und wie es sich trifft: der ICE ist wieder ein Ersatzzug während die irre knallende Menschheit ihre Infantilität ohrenbetäubend zum Ausdruck bringt, sitze ich, schneckenlahm, immer noch über der Weihnachtsnummer von ZITTY, "dem seit 1977 radikal ehrlichen Stadt Kultur Programm für Berlin". lasset uns jetzt aufhören. Der Abendstern ist hoch oben im dunklen Himmel: Ein Blockflötengelichter. Und mollig warm gestimmte Herzen heften Krippensterne an ihre Schlafzimmerfenster Es begab sich eine Wolke. Statt laut christlichem Protokoll in lichter Freude über eine Gottesgeburt zu strahlen, schaute diese Wolke entschlossen ungenießbar. Entsprechend dieser ihrer gnatzigen Gemütslage trug sie auch tiefes Grau. Ein schmutziges Grau. Und sie zog ordentlich rasch (Sportler würden sagen: stürmisch) aus dem westlichen Weichbild der Stadt just in meine Richtung. – Die ersten Tropfen witternd nahm ich, mit verstauchtem Fußknöchel humpelnd, die Stufen zu einem Dennerladen am zürcherischen Kreuzplatz. Die Flasche Viña Real Reserva 2009 zu 12chf90 aus dem Regal dort führte bei der Bezahlung unerwartet zu einem Anflug von sanfter Röte auf den Wangen der türkischen Kassiererin. – Die Vernichtung des Flascheninhalts, mit freier Sicht auf die Stephansburg und den stillnächtlichen Burghölzlihügel (nicht jedoch aufs Mittelmeer), war dann doch reinst christlich, ohne osmanische Mitwirkung Symphonies pour les soupers du Roy – geschmaust, gelöffelt, gerülpst, im Speichel geschnackelt, schnabuliert, knacksend zerhackt den scharf gebratenen Braten – was war da für ein Klangsalat im kauenden Hirn, was war da noch von Delalandes Musik zu verstehen!? Die bei Sonne scharf gezeichneten Frühabende: Zeit, Karmapunkte zu sammeln Steve Reich auf einem Sender. MinimalMusic: Wohlklingende Muster ohne Wert Postfaktisch. Zu den Zeiten als ich noch ein Praktikant war, war mein Praktikumsplatz ein Nebentischchen – in geziemendem Abstand zum Chippendale-Sessel des Meisters. Als PEN-Koryphäe hielt dieser sein Glas Bordeaux-Château disponibel immer in der Nähe seiner Lippen, tat jeweils einen Zug und spuckte dann – quasi mit Weinresten – ein Wort in die Luft. Meine Aufgabe, jeden Tag von 15h bis 17h30, war, zu diesem Geniewort einen kongenialen Satz zu bilden. ay! Daniele, das ist nun doch eine Überraschung! Dein Familienglied im näheren Umfeld des nächsten US-Präsidenten, ja, das überrascht mich. Gräulich? Greulich! In vier Spalten weint Stefan Stirnemann von der Schweizer Orthographischen Konferenz dem "greulich" nach, zurrt und zerrt die modernde Rechtschreibreform auf die erste Feuilletonseite der NZZ (18.11.2016). – Im Nachruf auf Ilse Aichinger in der Süddeutschen schreibt Maidt-Zinke: "... beim Verfertigen ihrer Beiträge für den 'Standard', die sie im Café Demel auf Speisekarten, Briefumschläge, Rätselhefte oder Einkaufstüten kritzelte ... " ... nachdem man sich langsam aus der Erstarrung löst, liest man sich laut die NYT vor und greift vorzeitig zum Weinglas: Wenn Linke, Grüne und auch die SPD es stemmen: Der hässlichste Boulevard der mir bekannten Welt, Unter den Linden, soll Fußgängerzone werden. Barrierefreies Touristenfließen also, aber auch knapper Zugang für die Unersetzbaren VIPs zum Café Einstein – und dann: was soll mit den Porsches vom Hotel Adlon werden? Ich war im Wald lustwandeln. Mons, petite ville de la Wallonie, ohne Eigenschaft, Mons, chambre étroite nicht nur für Paul Verlaine. Dort starben mir einst die Piaf und tags dann Cocteau, Jean. Wie ein Menetekel auf der Wolkenwand des milde nieselnden Nachmittags: Das Blatt liegt da, ich nehme es, will Fantasiestücke zeichnen. Dann ist plötzlich Schumann da, Robert, und mein Impetus wird schläfrig Der Oberhäuptling aller Thais hat den empirischen Königsdienst gekündigt und sich in den Aggregatzustand des Nirwana upgeloadet. Im Ennui regnerischer Sonntage zu wiederholen: Was lobe ich mir plötzlich das subtile, fein ziselierte Spiel des Abegg-Trios im "Largo assai" von Beethovens "Geistertrio": Der Mann scheint sichtlich ergriffen – muss ich über mich selbst anmerken –, gar gerührt schaut mir aus dem Schminkspiegel des Apple-Laptops mein Gesicht entgegen. Leider nein. Nicht länger. Lieber nicht. Olga Martinova und ich, wir trennen uns nach nur einer Nacht. Die Begegnung dauerte diese Nacht, sie endet nun still und einsilbig. Eintönig war sie ja. Somatische Wallung allerdings, das muss ich zugeben, war keine verlangt, schon als ich Olga Martinova aufschlug. Dabei griff ich Stunden vorher – in der Dämmerung des lauen Sommerabends – ganz gierig nach ihr, als sie mich mit Worten wie "Mörikes Schlüsselbein" vom Buchrücken herab ansprach. zwei Ratten granteln. Im Schutz des Lichtbruchs (die Kaimauer räumt den grauen Raum) ruhen auch zwei plumpe SUV. Das Dunkel: auf der gekrümmten Spiegelung ein Vogel – das Weiß schwebt mühelos. Und verschwenderisch trödelnd der dunkle Himmel über uns und dann war die Bühne wüst und leer. Im Hintergrund, als gelungene Spiegelfechterei, lag ein vergilbtes Parkstück mit dünnbärtigen Bäumen, seitlich eine Blasen werfende spanische Wand. Im Orchestergraben die Honks aus dem zweiten Rang, in der Blase der Namenlosigkeit krauchend, schrammend an der Hülle. – Im nächsten Aufzug war dann fast alles verdaddelt: Bilder, Gebilde, BretterTakelage, eine echte Künstlerin mit geliftetem Kinn – all die sinnige Andeutung einer tiefen, tiefen Provinz. Der schwarzen Wolke wohnte – wohl schon farbbedingt – eine erhebliche Traurigkeit inne. Als irrlaufender Schatten, der gleich über die Hügel vorn herfallen wird, trug sie ihre Betrübnis verblüffend leichtfüßig Zeit wäre es schon, dass jemand J. K. Rowling zuraunt: Mach mal n Punkt! Jeder Sequel des Potter-Kosmos ist nur neue Nährung für einen bald folgenden Spott (dies sei angemerkt zur Zeit des für September 2016 angekündigten "Harry Potter und das verwunschene Kind") In der Dämmerung wird Farhad zum Mörder. Jetzt ist erst Nachmittag, auf der Karstadt-Seite ruft die Staatsraison zur Andacht, die Neuköllner Seite gegenüber lässt sich von der Sonne anbuffen. Kamal, Rossschwanz, die Unterarme nebeneinander als trüge er immer noch Handschellen, betrachtet, aus dem U7-Schacht steigend, eine schwer graue Wolke. Der Halbmond, spitz, dräut aus dem Kottbusser Damm, roter Fahnenstoff, emblematisch, Nabelschnur Erdogans. Karstadt, das Kaufhaus – letzte Komfortzone vor den ab hier folgenden Unwägbarkeiten der Stadt. Hermannplatz – PhatSpleen aller Art Ein Hirnstrom ist ein Hirnstrom dessen delikates Endprodukt allerlei närrische Aktionen sein können. So fand ich mich gestern, vom Norden einfallend, auf dem Baseler Marktplatz wieder – die Absicht war jedoch, nur leicht daneben, in Colmar, wieder einmal den berühmtesten Zeigefinger der Kunstgeschichte zu grüßen. Die Stille: ein lichtwildes Gestöber in allen Registern. Gleich Augenlicht, das nach innen gerichtet den Schlaf sachte versprachlicht vor dem Col de l'Éclipse kappte ein Starenschwarm die Sicht. Um die Felsenhöhe, noch in der Spitzkehre fahrend, kam dann die Warnung vor dem Splatter, lauernden Springerstiefeln mit Messern in den Schäften. Nervös tippte er auf dem iPhone 6s die Adresse seines bevorzugten Modeberaters (phalanx-europa.com) – und lehnte sich erleichtert zurück: Im Gedudel des Neofolk blickte er noch einmal auf sein Outfit hinab: kein Zweifel, er und Martin Sellner auf dem Display, sie beide trugen das gleiche T-Shirt "Nietz - Che" und zog das Wasser über sich: ein Daunenbett (wärmender Fluss, fetter Teller) – das bloß kein Glied raushängt! Das Hirn dabei noch trocknen Fußes auf das Karstgebirg gerettet. Dafür hier mir nichts, dir nichts, plötzlich alles voller Mücken. – Da, inmitten der neugierig dreinschauenden Schar, holte er ein Fleischmesser: Blut für euch, Volk, Mückenblut, grinste er Ein Nebensatz trieb den anderen. Der Vogel sass, in der kurzen Pause hinter dem Komma, mit dem Rücken zum Geschehen. Jagte dann unvermittelt mit weichen Rülpsern dem eigenen Schatten nach Wenig hilfreich: Der streunende Schmetterlingsfänger mit seinem Kescher – wenn er den Gedanken (die zum Teil mit gezückter Klinge keimen) nachschleicht der Kopf durstet, nicht das Hirn. Unter den jielenden Möwen wird das Salzwasser flügge: Schwebendes, gemächlich. Ins Gesicht klatscht endlose Freude, ich brabble gegen die Brandung, grummle an die Gischt – dieses laxe Wellenlecken am globalen Azur, oder: Himmelskuppel, gebieterisch. Später lahmes Nachmittagsgemetzel einer großen Stille während auf der Zunge träge die Sterberaten zergehn Noch in der Nacht hörte ich Gretchen am Spinnrad, nun steht das Wasser scharf in der Innenstadt. Eine Neer um jeden Hauseingang. Klingeltafeln, auch Ratten, wirbeln im Strudel – die Blicke, selbst vorsichtige, ratlos. Namen und Ratten angestrengt auseinander gehalten, und doch kommen in der Gegenströmung auch Nestlinge um. Alles Geplante verliert sich im Gegurgel, aber in den Fluten kein Fisch, auch keine Hirse und, natürlich, kein Devisenspiel (Gretchen am Spinnrad – war das Gerhaher?) Nuria wünscht sich eine Vierteltontastatur. Dann vor dem Hinsetzen engert sie den Gurt – und dem freien Loch entströmt fein knisternd die Erleuchtung vielleicht hat Shosha Ritzmann recht, wenn sie mit dem FBexit kokettiert. nach etwa zwei Stunden im Jirglschen „Abtrünnig“ – will ich nett sein. Ich schreibe: Um den Duden zu verficken, braucht es keine 500 Seiten. Arno Schmidt hat es ihm ja vorgemacht, fünfzig Jahre ists her, da kann Reinhard Jirgl noch so klischieren – so wie der Solipsist in der Heide wird er nie und nimmer können. Da gibt es Jirgl-Seiten wo es nur sanft mayröckert („1 Morgens“) und – ganz hübsch! – eine Handtuchkugel gar zu Yorick’s (sic!) Schädel wird … völkerverbindende Vorurteile (hohe Backenknochen gleich Slawen, flache Hinterköpfe gleich Jugos und Albaner und so fort) sind so unerfreuliche Fabrikate menschlichen Geistes wie etwa Gott. unter dem Titel "Berlin" bemerkt und vermerkt die Süddeutsche Zeitung, dass "in Kreuzberg wieder gegen die Gentrifizierung demonstriert" wird. Dann folgen etwa 20 Zeilen über das Etablissement "Revolutionsbedarf" (dem ein neuer Hausbesitzer gekündigt hat). Abschließend hält Verena Mayer fest: "Man verlässt den Bezirk mit dem dumpfen Gefühl, dass Kreuzberger Nächte bald wieder lang sein könnten." Twitter fordert mich auf, auf Twitter "süße Katzenfotos zu teilen" – Kaum dies auf Facebook publik gemacht, erschlägt mich eine selbsternannte Jungliteratin mit einem solchen Foto süßesten Viechs. War gezwungen, la jeune fille en fleurs aus meiner Liste zu streichen Die sog. klassische Musik (ich meine da eigentlich immer die Kammermusik) wird ausgelacht, mit Spott gepeinigt über ihr silberhaariges (seien wir aufrichtig: tattrig-seniles) Auditorium. In jener grauen Vorzeit als es zwar schon graue Listen gab, aber die Schattierungen des Graus noch nicht als geile Lektüre galten, in jener alten Zeit als Webseiten nur farbenprangend wie ein afrikanischer Markt, CSSgeregelt mit Sprymenüleisten, Hotspots, mit Rolloverbildern beladen als geziemende Schnittstelle zum geneigten Betrachter galten – pappte ich "poètes-maudits.de" zusammen. Polen, Kubaner, Waffennarren und Lastwagenfahrer schwenken verzückt die Stars & Stripes. Andere haben so ihre Bedenken, vor allem in Erwartung des nächsten 8. November. Marie-Astrid Langer klärte in der NZZ treffend dies Unbehagen: satt wird man nie, wird schlicht nicht dösig, ein Überdruss ist undenkbar: Die Malaise meldete sich um die elf Kilometer über dem Ägäischen Meer. Es war ein Unwohlsein, unleugbar, ja, es war ein vornehm dezentes Unwohlsein. Frust. In der Hoffnung, dem nervigen Missgefühl zu entwitschen, rutschte ich die leere Reihe vom Gang bis zur Luke, und blickte mit forciertem Interesse hinunter auf die kahl-bräunlichen Inseltupfer in der Bläue des griechischen Meers. Ob Frau Bayram schon mal die Abluft eines brennenden Autos eingeatmet hat, frage ich mich. – So lange ist es nun auch nicht her, dass ich eine Wohnung in Der Rigaer Straße mieten wollte. Mehr aus Nostalgie als Sympathie, schließlich war Friedrichshain meine allererste Berliner Adresse. – Nun brennen die Autos auch dort. Und die bekannte Grüne Canan Bayram findet, dass die Polizei dabei nur die Anwohner schikaniert. Was ist Muße? Die Stunden, die Tage im Sitzen rinnen zu lassen? vom Schreibtisch aufs dörfliche Grün der Weinegg zu schauen und zu schauen auf die üppigen Sommerkronen der Bäume auf dem Burghölzlihügel? zählen die Fenster auf der Fassade der Stephansburg? sich im düsteren Grün der Albiskette drüben zu verlieren? Wir befinden uns – unkt man – in der Sterbephase der gedruckten Presse. ... statt zwischen den Flughafenläden zu cornern begab ich mich nach dem Zoll zur S-Bahn. Und da, darin, noch vor dem S-Halt Stadelhofen begab es sich, dass mich aus heiterem Dösen ein greller Gedanke durchzuckte: Das Brot! Ich habe kein Brot! wie aus einem ungesund langen Verbleib in grau dräuenden Wolkengebilden plumpste ich unverhofft und weitab vom täglichen Verkehrsfluss auf der von Gott und aller Gegenwartsnähe verlassenen Insel der Schweizer Orthographischen Konferenz. Rainer Stadler von der NZZ berichtet in der NZZ über die Beschwerde eines Schweizer Fernsehkonsumenten: In einer SRF-Sendung wäre der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer in nur vier Minuten siebenmal als "Rechtspopulist" oder "rechtspopulistisch" bezeichnet worden. Das hätte den Zuschauer an Gehirnwäsche erinnert. – Armer durchgewaschener Hofer-Fan Auf 400 anspitzenden Seiten erforscht-erläutert der Liedsänger Ian Bostridge Schuberts "Winterreise". Nur im Text zum dreizehnten Lied "Die Post" fand ich, da muss man wohl motzen: Bostridge zitiert aus Alfred de Vignys Gedicht "Le Cor" (1826, quasi zeitgleich mit der "Winterreise") "que l'écho faible l'accueille / Et que le vent du nord porte de feuille en feuille" und bietet dazu die Übersetzung: "Lass' es den Abschiedsgruß des Waidmanns durch die Blätter / hinsäuseln echoreich mit sterbendem Geschmetter". Eine Zeile später wird die deutsche Übersetzung noch schmalziger: "Vignys Evokation von 'les airs lointains d'un cor mélancholique et tendre' (O laßt bei euch mich ruhn, und durch der Wipfel rauschen / von fern des sanften Horns schwermüth'ger Weise lauschen!) ist die poetische Verkörperung ..." – Ein Übersetzer wird übrigens nicht genannt, auch nicht im Literaturnachweis Heiner Müller am Poesiefestival Berlin gewaltsam in Schuberts Winterreise gezerrt – man fühlt sich direkt zu Rufschädigung gedrängt: Haben die Veranstalter etwa den Heiner mit Wilhelm Müller verwechselt? (Literaturwerkstatt Berlin) ach, fast vertrunken. In Berlin ist Biennale. Die neunte. Im Moment stehen wir darin, in der Akademie der Künste. Vor uns, vor dem Unisex-Klo, hat sich ein Rihanna-Klon den Ausstellungsflyer über die Brüste gehängt: "Stop looking at me like I'am the future". Das "the" hat sie von Hand durchgestrichen und "your" darüber gekritzelt Das ist schon mal beruhigend: ein langfädiger Regen. So ein Eiertanz! So eine Jonglage! Helmut Maurós Musikkritiken kann ich normalerweise vertrauen, beipflichten, ohne sie zu hinterfragen. Nach seinem Text "Rattle & Haydn" (SZ 28.5.2016) bleibt jedoch ein mokierendes Lächeln zurück: Mauró zeichnet Simon Rattle als "umsichtiger, detailscharf reagierender Dirigent – ein höchst vitaler Musiker mit Verstand", um dann im Dirigat von "Die Jahreszeiten" von Unschönem zu berichten: "... waren die Sänger aber dann doch nicht mehr zu halten, gerieten wie auch das Orchester in gröberes Fahrwasser. Wenn Haydns Naturzeichnungen aber ständig als Weltuntergangsgewitter daherdonnern, dann verliert nicht nur der Paukendonner an Wirkung ... Haydns feiner Esprit wird zum platten Klangwitz." – Seine Kritik schließt Mauró mit einem Seufzer und dem Wunsch nach einer Referenzaufnahme. man hortet Lichtbilder und hofft, sie später sich reinzuziehen – zu trüber Abendstunde womöglich und innerlich mit gebührender Rührung. – Konkreter Anlass zu dieser Verlautbarung: Wühlend in einer Schuhschachtel voller Fotos (vordigitale Zeit!) stiess ich auf Schulklassenbilder, die mich während des verweilenden Betrachtens (ach, der Jüngling, ich! etc) unerwartet an eine obskure Theorie der zeitlichen und örtlichen Ballung von Markantem in gewissen Schulklassen erinnerten – unter all den Teeniegesichtern konnte ich doch erkennen: Im ungemein sterilen und unanständig langweiligen Hochglanz-Journal der Uni Zürich ("Die Campus-Zeitung der Universität Zürich") treffe ich in einem Preislied auf Philipp Tingler auf das Wort "taff". Noch immer, nach so vielen Jahren, schrecke ich auf bei der eindeutschenden Schreibung von "tough" – und suche im Satz nach einer Bedeutung mit "zäh" oder "hart" oder dem jiddischen "toff" schon eine Weile her, womöglich Jahrzehnte, dass ich Brahms' Brief an Clara Schumann las: "Die Chaconne ist mir eines der wunderbarsten, unbegreiflichsten Musikstücke. Auf ein System, für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen. Wollte ich mir vorstellen, ich hätte das Stück machen, empfangen können, ich weiß sicher, die übergroße Aufregung und Erschütterung hätten mich verrückt gemacht." – Das Zitat habe ich damals überflogen, nicht "gelesen", nicht erfasst. Heute, beim Hören der Chaconne aus BWV 1004, darf ich – mit fürs 21. Jh. geziemender Coolness – von einem jeweils wieder aufziehendem Gefühlsorkan sprechen, egal ob ich dem Spiel von Szeryng oder Heifetz oder Kuijken oder Faust oder Holloway oder Hahn etc. zuhöre Das Regenpochen ohne Regeln, dies arrhythmische Trommeln schlaucht den Geist: zwischen Gehalt und Losigkeit ergießt sich schnell ein platter Tintenteich – und welcher Prophet schwebt dann heran über den Teich und zaubert uns seinen kalten Kaffee aus dem alten Hut seines Gottvaters? Der Weg übersät mit abgetragenen Blessuren, blauen, schwarzen. Schutzsuchend ducken sich die Erdhügel in die nahende Nacht, Grabhöcker mit eckigen Grimassen, indolent. Die Würde toten Laubs im Griff des Winds (Friedhof Jerusalem, Seite Baruther Straße) Der scharfe, hinterhältige Duft: ein vordergründig potenter Rosenbusch. Vergeblich beklopft Elodie Pong: Selbst der Kunstkonsument guten Willens verlangt hinter all den leeren gebeamten Floskeln, hinter den vidiotischen Modern-Dance-Kindersprüngen beim eiligen Verlassen der Ausstellungsräume unverzüglich nach einer fetten Mahlzeit mit vollen Gläsern Wein. Und hofft, all das sterile Weiß, Pink, Lila nicht mit seinem Schuhabdruck verunreinigt zu haben hinter der Bretterwand singsangte eine Jungfrauenstimme vom Zockeln der Heiligen Familie durch die Wüste heiß und kahl. Ich stand diesseits der Bretter, lauschte der salbungsvollen Stimme und kämpfte mit Niesreiz. Stand zwischen Kinderschuhen, ordentlich hingelegtem Winterkleid, im Waldorf-Steiner-Kindergarten zum Kindabholen bereit. Eben wollte ich der aufdringlich juckenden Nasenschleimhaut nachgeben, da schoss die Stimme hinter der Bretterwand kalt und scharf: Kannst du nicht ruhig sitzen, Ele! – um gleich darauf wieder ihren weihevollen Klang mit Jesuskind usw. einzunehmen. – Marie Bäumer in der SZ: "... Die Waldorfschule hat mich nachdenklich gemacht ... manchmal denke ich: Die Anthroposophen sollten mal ein gemeinsames Bad im Champagner nehmen, das würde ihnen guttun" Said, der zart-zartfühlende iranische Lyriker in Westeuropa, begrüßt den Himmelfahrtstag in der FAZ konzis in vier Zeilen mit Rindermuhen, Mitternachtsvögeln, die den Schnabel halten, und – als Glanzpunkt und Knaller – dem nicht weiter präzisierten Wort: Staatsvernunft "... nobel, groß, deutsch" – da stockt man doch beim Lesen dieser Worte aus dem Mund Menuhins, von Eleonore Büning in der FAZ wiederholt. Menuhin soll mit diesen Worten 1994 die deutsche Tradition des Geigenspiels bezeichnet haben Die Kritiken waren allesamt gut bis begeistert. Den Kritiken nach war dies auch das Premierenpublikum. Der Untertitel "Ein Liederabend" verzückte den romantischen Lied-Freund, der sich eines Abends freudvoll erregt in die erste Reihe auf dem Balkon setzte. "Wer hat Angst vor Hugo Wolf" im Züricher Schauspielhaus war dann ein Klamauk, ein Broadway-Varieté, ein Rien, neunzig Minuten Augenweide – aber kein Ohrenschmaus. Neunzig Minuten lang horchte er in der Annahme, gleich würden noch Reste eines Hugo-Wolf-Lieds aus dem Buhei auftauchen, aus dem dürftigen Singen der notabene formidabel spielenden Frauen. Statt Lied gabs als Vokalstückchen wohl platzierte hysterische Schreie. Diese wiederum waren keine Überraschung: ging doch der Szenenmetteur Herbert Fritsch einst durch die Schule der Berliner Volksbühne Das Angebot war verlockend, das Angebot ließ nicht locker, es zirpte weiter im Kopf, ein Angebot, das man, wie man sagt, nicht ausschlagen konnte: An der Linienstraße bei Neugerriemschneider zwischen schwebenden Ballons der Geburtstag des neuen Genies Tobias Rehberger. – Üblicher Eitelkeitsjahrmarkt Kreuzberger Widerstandskämpfer und zugewandte Guerilleros – Achtung! Die heutige SZ urteilt über Sarrazins neues Buch: "possierlich, furchtbar und gut". "Sarrazin flüchtet nicht in abgedroschene Metaphern, mit denen mittelmäßige Autoren gerne übertünchen, dass sie eine Materie nicht durchdrungen haben. Es schreibt hier auch kein Wutbürger, der sich den Klischees über Politik sowie Verschwörungstheorien ergibt; im Gegenteil. Hier vertritt ein Autor legitime Positionen, die für seine Gegner schon deshalb von Wert sind, weil sie daran ihr eigenes Urteil schärfen können." Es roch nach verbrauchtem Öl und Rasierwasser. Er stand mit dem Gesicht zur Wand, sein Blick folgte Linien, die sich wie beischlafwillige Paare verhedderten, er suchte das Ästhetische in dem Geschlingel dieser Sure, die goldgerahmt von der Decke hing. Beharrlich suchte er nach Sinn und Erlebnis – während hinter ihm der Araber an seiner Bestellung briet. – Draußen, die letzten Häuser der Friedrichstraße vor dem Mehringplatz, war die Welt bereits in einem teigigen Dunkel versunken, die Lichtstreifen stumpfe Klingen, die Schatten huschend in somnambulem Phlegma. – Das Huhn war verbrannt, das er dann zu Hause auspackte. nicht dass mich Thomas Glavinics literarische Geistestaten je erfreut hätten. Zwischen seinen Zeilen hörte ich die stete Bereitschaft, den Mittelstinker hochzuzocken, aus einem Miko einen unauffälligen Macho zu bauen. Heute lese ich: Schusswaffen liebt er auch. Wie man sich nicht täuschen kann das eine Bein belasten, dann, mit Bedacht, das andere: skrupulös rumhängen am Kottbusser Tor, unter der S-Bahn, im versifften Fluidum von Berlins bösester Blume des Bösen. Warten. Wie all die Nordafrikaner ringsum wartend ratschlagen, ob bei mir antanzen oder dealen erfolgreicher. Bevor zwei antanzen, mich vierfach abtastend umarmen, gehe ich über die Skalitzer. Betrete die Apotheke, weiß nicht, was dort soll und blicke ratlos in die Einfalt eines Kopftuchs Die Hutzel wuchs in Zeitlupe aus der Ottomane, abgenabelt vom Alarm. Während dieser Wegstrecke von Sekunde zu Sekunde, zu Minute muss jemand die Noten mit einer weichen Brotkrume aus dem Melos getunkt haben verrückt, der vom Stamm abrückt: hadert mit den Kastanien der Honk, wagt im flutenden Licht die Volte "Der Rezipient, nicht der Produzent, macht Kunst zur Kunst" (Daniele Muscionico, NZZ) "Introvertierte reagieren empfindlich auf Schreibfehler", lese ich in der Süddeutschen Zeitung. Endlich weiß ich, warum ich auf Orthografieblessuren so pikiert reagiere abgewürgt durch die quallige Osternzeit (Oratorium und Fische, h-Moll-Messe und Eier): fast ganz das Facebook-Quackeln vergessen Bruxelles, rue da la Loi, nach dem Métroattentat (zwischen Station Schuman und Mérode). Im Hintergrund der Eingang zum Parc du Cinquantenaire mit dem Triumphbogen (darauf der Quadriga), den sich Leopold II errichten ließ – um auch so was wie ein Brandenburger Tor oder Arc de Triomphe zu haben. – Vorvorgestern (jedenfalls vor einiger Zeit) lustwandelte ich noch darunter durch in den Park hinein, das Händchen hold & heiß meiner vierten Liebe haltend. Und ich weiß noch, ich sagte: Das also ist unser erster Streit ... Warum ich dies sagte, was der Grund des Streits war, das hat, ums beschlagen zu sagen: Lethe versoffen und plötzlich die Wiederaufnahme dieser Reise / wie eine nasse Detonation in der U-Bahn / ein abergläubisches Weißfischzeichen den neuesten Landraub an palästinensischem Boden durch Israel nennt die Neue Zürcher Zeitung (18.03.2016) in einer Titelzeile "Landnahme". – Derart scheinheilige, perfide, verschlagene Formulierungen erinnern einen unwillkürlich an die Presse der NS-Zeit Die Fußball-Mafia ließ sich dadurch nicht nerven: Eine Flugbahn so weit oben über den Dorffußballrasenhalmen. Dabei, mal ehrlich, er ist doch recht nah an Sitten vorbeigeflogen, nicht wahr. Aber den huschenden Schatten übers Auge gleich als Dorn im Auge zu bejammern – ach, stört doch die ehrenwerten Transfers nicht! – So besinnlich klaubte ich die nasse Wäsche aus der Trommel, horchte eine Weile in die Stille zwischen den Leinen, machte die Libido und den linken Arm frei, blinzelnd durchs Kellerfenster in ein winselndes Nachmittagslicht 7 cm über Parkettniveau: die Zeit saß mir am Futonrand. Kauern musste sie natürlich, soweit unten, mit ihrem angegessenen Bauch. Luzide frühe 3 Uhr waren es und schaumgeboren war die Dämmerung erst im Traum. Da trat die Zeit – sich erhebend – voller Häme mir ans Schienbein, das entblößt und nichtsahnend aus der Decke ragte Ein Megadadastammler unserer Tage, die wir eben durchleben, ist Peter Rech. Der uns als "Dame hoden händige Händlerin" bis zur geistigen Umnachtung enthusiasmiert und seine Kacke auch noch als "Philosophische Landschaft der Sprachlosigkeit" in unsere Bibliotheken schmuggelt (www.passagen.at) habe im HimmelsBlau des Anton Erni flaniert. Wußte nie so recht, träum ich oder bin nur angebläut. Sicher war: fremde Wörter sind für dessen Korrektorat.ch nicht immer der Beachtung würdig (Mesages, Van Gogh und andere Nachlässigkeiten) das Müde breitet seine Tücher über der Rabulistik aus: Sprache, wie sie nach zweimal Wein spricht. Rotes Raunen, mehr mund- als ohrgerecht. Huld aber im Niedersinken der Finger, die vorgespreizt Auch wenn fast 15 Jahre zwischen den beiden Einspielungen: Hilary Hahn spielt die Ciaconna aus BWV 1004 mit Emotion, gefühlerfüllt, ohne gefühlsbetont zu sein, während Isabelle Faust 2010 fast schon nonchalant zupackt Ja, die große Frage der Menschheit. Ja. Leider wurde die Genehmigung zum Abdruck vom Rechteinhaber hier nicht erteilt. Dabei ists doch nur Gesülz, n'est-ce pas Nach dem desolaten Vortrag durch Yvonne Naef (Mezzosopran): Schuberts Winterreise ist definitiv für Männerstimme. Allenfalls, wenn kein DFD, kein Goerne, kein Gerhaher zur Hand, die alte Einspielung mit Christa Ludwig (und James Levine) Der Biotop der deutschsprachigen Lyrik ist ein Hollywood-Film Das Loch im Haustor. Schwarze Einheit, Höhe so Taille. Rebus, mit boshafter Frage nach der Lösung. In der Nachtschwärze, die arg das Auge blendet, eine rotzige Herausforderung: Die Suche nach dem Schlüsselbund in Taschen, die unvertraut untergebracht nach dem letzten Event-Dresscode Zwei Unworte, vor allem wenn sie als Paar auftreten: Gott und Vaterland Samtener, tagheller Traum im Raum: Der Flug der Daune in der Luftschwingung. Ein feinsinniger Film – wenn nur die grelle Polizeisirene schwiege Diese stets laufenden Nazivergleiche! Was, frage ich mich zum Beispiel, unterscheidet Orbán, Kaczynski und die anderen Osteuropa-Popanzen vom Hitlerfaschismus? Richtig: der schrill verneinte Rassismus. Alles andere deckt sich passgenau mit dem Vorgänger-Vordenker: Der Rechtspopulismus, der Chauvinismus, der Wohlfahrtsnationalismus, die Dolchstoßlegenden Esther Maria Häusler hatte einst Geschmack. Heute ist sie mit einer grauslichen Homepage unterwegs im Netz. Und der Urheber der Site signiert auch noch mit Namen, während die Schamröte sich überall auf der Seite ergießt, nur nicht auf seiner Visage Honni soit qui mal y pense: Jahre, ja Jahrzehnte wurde jeder seiner Tastenschläge auf den NZZ-Kulturseiten nobilitiert. Sorgsam, des Lobes voll rühmte Feuilletonchef Martin Meyer die Konzerte des Sir András Schiff. Nun hat sich Letzterer revanchiert und Martin Meyer den Ludwig-Börne-Preis verliehen. Er, András Schiff, war dabei der einzige Juror, der über die Vergabe bestimmte. – Wir erheben uns und klatschen 12 € Eintritt in ein neues Europa: Yanis Varoufakis entfaltet seine Ideen mal wieder in der Volksbühne. Nicht uneitel der Mann: Der Sakkokragen wie gedankenverloren, ganz selbstvergessen, im Nacken keck hochgestülpt Nie war mir was Verdächtiges aufgefallen. Und jetzt das. Ein Trommelfellfeuer. Wolfgang Rihms Hamletmaschine in der Züricher Oper: ein dröhnendes Getrommel. Und links und rechts zwei Mütterchen, die im Krach zu schlafen schienen Zweifelsfrei: wir sind Kosmos. Akkurates Plagiat des Alls, jeder eins für sich allein. Irreversibel dehnen wir uns aus, ganz nach universellen Vorgaben, expandieren bis zum Kollaps. Doch kurz vorher, dicht davor, gibt es ein untotes Alter, ein 50plus, in dem der Best-Ager oder Master Consumer gesenkten Hauptes, beschämt in den Raum fragt: Darf ich mich noch verknallen? Die Welt im Handteller, das Leben, das da aufschlägt: all das kein niedliches Rätsel: Dunkel die Zeilen wie ein Fischinnern Unsere Nacken träumen: die Messer trauen ganz der Zukunft. Warme Träume mit rhythmischem Knochenknacken Vorauseilendes Hören: beim Musikhören denk ich manchmal ans Kommende: Der nächste Takt wird sicher dies Gesicht tragen, wird logo so und so tönen (müssen). Und nicke dann zufrieden, wenn der Urheber so komponiert hat wie ich es mir eben ausgemalt habe Im Schein der Augen blitzt Schmutz. Staubkörner, spitze Schreie von den Messerklingen, im Westen grobe salzleckende Luft, im Rücken der frühere Geigenton. Licht, Licht, und der Singsang des gallischen Hahns Mit kitzeligem Behagen – warum nur? – lese ich, dass Marie-Louise Wilderijkx, flüchtige Jugendliebe, immer noch im Théâtre Royal de la Monnaie auftritt Dieses Heute kleidet sich in viel Gestrigkeit. Aller Schmiss perdu Der Neuen Zürcher Zeitung, und darin Stefan Betschon, entnehme ich, dass Sascha Lobo das Facebook als Deppenmagnet bezeichnet hat. Ob das nur ein depperter Spruch ist? Am Fahrband lag es, blickte mir herrisch und aufreizend entgegen, während daneben der Alltag und dahinter aus einem türkischen Lautsprecher ein Kitsch brandeten. Einer muss den Kopf in diese Brandung gehalten haben, denn mit einem Mal wie klatschende Schwanenflügel auf dem Wasser Dabei fing das Essen so harmfrei an: mit einem unschuldigen Salat. Auf der Fronstseite der Zeitung erging ich mich in der Betrachtung der gereinigten Abtei im Eichwald. Weiter in den Seiten gab es nur marginal ein Schwappen im Magen: beim Auftauchen der von urchristlichem PiS-Grübeln malträtiertem Antlitz der Szydlo-Kaczynski Beata. Dann war da das Bild von Angela Merkel, ausgeliefert in Kreuth all der CSU-Hinterfotzigkeit – Und plötzlich sungen alle Engel im Hause und weitaus weiter: Merkels politische Zukunft? Das ist die Präsidentschaft Europas Dieses Geklimper: fiepsende Tönchen flatternd auf viralem Flug. Papierdrachen in der satten Luft. Im geöffneten Flügeldeckel: Saitenzittern. Schon bald, zur rechten Zeit, klatschende Ovation Armin Sensers Gedichtband Liebesleben bekommt in der NZZ vier Spalten (19.1.2016): logische Folge von Feuilletonredakteur Roman Buchelis Ästimation von Senser – dessen frühere Gedichte zählte Bucheli bereits "zum Besten, was das Genre zu bieten hat". Als Freund von handfestem Mittelmaß bringt er in seiner neuen Besprechung etwa das Senser-Zitat: "Jetzt bleibt mir für dich kein Gefühl, kein Wort / nicht mal eine Träne" ... Bucheli nennt diese wahrlich extravagante Reihung eine "wahre Orgie der Verneinung". Auch lobt er Sensers Metapher: "Europa bleibt da der Wahn / eines unstillbaren Ottomotors". Fürwahr, auch wir sind verdutzt und flunderplatt vor so viel genialer Metaphorik mal in Amazonsprech: Surfer, die diesen Blog lasen, haben sich auch für sandor-home und c.l.sandor-home interessiert Gutmensch, Darmstadt, Darmstädter Jury: Die spitzen Hirne des tipptoppen Deutsch haben Gutmensch zum Unwort des Jahres gekürt. Begründung: Mit der Bezeichnung würden Tolerante und Hilfsbereite als naiv und dumm hingestellt. Ich weiß nicht. Da Gutmensch nun ein Unwort, kalauert es sich allzuleicht von Gutmensch zu Unmensch diese jahreszeitbedingt beleibten Nächte durch geht oft ein zudringliches Flüstern: ein leichter gischtäugiger Fluss: die verpanschten Worte Machados – y al volver la vista atrás / se ve la senda que nunca / se ha de pisar – , sein reichlich bekannter Caminante. Dabei höre ich doch nur ... eine Straße muss ich gehen / Die noch keiner ging zurück ..., höre Schuberts Winterreise, Wilhelm Müllers Text, höre Fischer-Diskau oder Matthias Goerne: ... kaaaeiner ging zurück ... In Palästina tut das Regime Mahmud Abbas genauso wenig für den Frieden wie in Israel Netanjahu – ein zynischer Titel. Ein trüber Fleck auf der neuen Neuen Zürcher Zeitung. Von Ulrich Schmid – ein stoßend parteiischer Nahost-Korrespondent Bis zu beiden Kniescheiben im schoßweichen Grund: Sowas von einem Kniefall. Weide für die paar Augen im Rücken, da wo der Raum sich fast unmerklich krümmt Das Erwachen: Ein stürzendes schwarzes gleichschenkliges Eck. Wasser im jähen Fall, Wasser unter Drogen Der Rest ist verlegenes Schweigen. Fremdschämen. Femme de lettres Ilma Rakusas Gepflogenheit, ihre Herzensflops, ihre Liebespleiten vor dem großen Lesepublikum auszubreiten, ist unangenehm, ist penibel. Wenn ihre Zwei- bis Dreiwortzeilen wenigstens von einem dolce stil nuovo kündigten! Passé simple: Im beschlagenen Spiegel schwirbelt die Fassade, und das, was dahinter im Rücken noch sichtbar, fackelt zwischen Schwinden und Weichen, tritt mal auf den Linken, mal auf den Rechten, sucht mit den Armen unsicher die Balance Der Weg leicht fallend, eine filigrane Frau lächelnden Munds, lahme Fenster, ein bläulicher Schattenwurf in Spiegelung. Der stete Wind lässt anfluten das Wasser: Treten am Ort In Pirmasens beißt ein 23jähriger seinem Widersacher ein Ohr ab. Später spricht er von Judasohr und tragischer Verwechslung und Dellen im All. Seine Freundin plädiert auf Lässlichkeit und jedes Mal ein Gefühl von Entlastung, wenn eine jüdische Stimme dem faschistischen Israel den Spiegel vorhält: "Israel hört nicht auf, im Westjordanland für jüdische Siedler neue Wohnungen zu bauen und gleichzeitig palästinensische Häuser zu zerstören, was ganze Familien obdachlos macht. Es verwehrt Palästinensern den Zugang zu ihrem Landwirtschaftsland und vergibt dieses an jüdische Siedler. Die Besatzungsmacht missachtet tagtäglich das Völkerrecht und die Menschenrechte." (Guy Bollag, NZZ) Heute gefühlt 3000 Menschen begegnet. Alle starrten auf ihr Smartphone. Einer las in einem Buch. Drei in einer Zeitung. Vier guckten in die Luft. Im versifften Bodensatz des Bahnhofs Zoo, versteckt zwischen Ulrich-Markt und dem undefinierbaren, numinosen Dunkel weiter draußen, wirkt das Nudelhaus der einsamen Männer. Trotz des lyrischen Namens der wenige Qudratmeter großen Stampe löffeln dort im Licht nackten Neons meistens slawische Freudenmädchen ihre Stärkung Wort zum Vortag: Der Tag liegt nun da, verdient, wenn nicht Respekt, so doch etwas Anteilnahme. Frage auf Frage wurde ihm aufgetürmt, bis er betäubt stöhnte. Statt eines Mutmachers flößte man ihm dann Abendzeit ein Er schaut in den Spiegel. Findet: über Nacht herbstlicher das Gesicht. Er aber möchte kess strahlen. Sagt deshalb laut: Fuck. Und noch einmal und lauter: Fuck. Dann besinnt er sich auf seine klassischen Unijahre und schickt dem Fuck ein kultiviertes Merdre nach Jung wirken: das allerdings ist fuckin' schwierig, wenn im iPod touch Schubert-Lieder statt Battle-Rap gespeichert sind Reisender, kommst du nach ICE: im Gebiet der ersten Klasse kannst du dich mit Tageszeitungen stärken. Außer der FAZ. Die hat sich aus Spargründen verdrückt Kaum pflegt man ein paar abstinente Tage, schon vergeht einem die Lust am Alk Die gefährlichsten Lampenputzer: Jusos mit Theologiestudium Trashiger Gedanke: Mich vor der erstbesten Tunte zu outen. Und zufrieden über den eigenen Witz grinsen Gott ist für viele Praline. Für mich Wurscht Kein Feuilleton blieb ohne Freudenträne beim Erscheinen Igor Levits auf der Klavierbühne, sein Spiel hat Die Zeit verblüfft, der NZZ den Atem geraubt. Seine Dreier-CD mit den Goldberg- und den Diabellivariationen sowie den mir bis anhin unbekannten Variationen über "El pueblo unido jamás será vencido" von Rzewski gerierte seitenweise Besprechungen. Trotzdem: nach mehrmaligem Hören von Levits Interpretation der Goldbergvariationen ziehe ich im Moment immer noch die Wiedergabe von Glenn Gould (1981er Einspielung) oder des blasierten Sir András Schiff vor. – Violinistin Julia Fischer, die bis anhin mit Martin Helmchen musiziert hat, schnappte sich Levit für eine Tournee mit sämtlichen Violinsonaten Beethovens. Um Levit mal live (ohne Studiotricks) zu hören – in Berlin habe ich den Auftritt der beiden zwar vertrödelt, aber für die drei Konzerte im Januar in Zürich die Karten gesichert Likest du mich, so like ich dich, likest du mich nicht, so like ich dich nicht. Und die Sprache in diesen Facebook-Kommentaren: Ein Pausenplatz, Worte wie unbehauene Bossenquader in aufgelassener Werkstatt. Viel Schokoraspeln, dann wieder Vollmondgebelfer Nun wieder da: O du illuminierte Gotteszeit, du allerbeste Konsumzeit. Buntglühende Fassaden, Balkongeländer, Oma beklebt ihre Fenster mit Sternen: O du XXL-Jesusnacht. Geflügelte Hirschenschlitten, bepackte Engel und der Krampus nur als Odeur auf dem BurgerKingKlo. Und in der Zeitung das Versprechen von Gratis-Wlan in ganz Berlin Im Matsch lag eine sterbende Plastiktüte. Unschuldig lag sie in ihrer nackten Versehrtheit. Die Schritte über ihr eilten kaltschnäuzig hin auf dem Gehweg. Nur für den sportlichen Kraftlyriker stieg aus ihrer Austauschbarkeit eine flüchtige immaterielle Schönheit Pipilotti Rist: "Meine Kunst funktioniert als Trost!" – O allerheiligste Pipilotti! nimm dich mit mütterlicher Liebe auch meiner an und sei mir in allen Anliegen meines Leibes und meiner Seele eine barmherzige Trösterin! Wer wüsste, ob nun die Zeit antanzt für den geflügelten Weißfisch, den Bohnensalat, das panische Spiegelei, unser vorgezogenes Abendmahl im Shabby-Chic dieses pulsierende Zwielicht: Vorbote, ich fühls, närrischer Nachtaktivität Der fast geschenkte Merlot del Veneto: stumpf und eindimensional sinkt er ein Wir schaffen das – Angela Merkels Worte werden geflügelt: Unter einem Titel mit diesen drei Wörtern schreibt die SZ in einem Artikel: "Der Tonfall wird schriller, die Gangart härter, der Egoismus ausgeprägter, die Differenzen schier unüberbrückbar – und die Einheit ist schwer gefährdet. Nicht mehr das 'Wir schaffen das' wird da verkündet, sondern Einzelgängertum und Egoshooterei". – Besprochen wird mit dem Artikel, mit diesen Worten, ein Mozart-Konzert des Trio Zimmermann in München Schon wieder ein Fall von Kunst. Nein, ich möchte nicht Stockhausens 9/11-Glorifizierung aus aktuellem Anlass nachsprechen. Dieser Event läuft auf der Bühne des Adlon-Hotels, der Herberge in Berlin: dort spricht im Moment Mitchell Baker, Mozilla- bzw. Firefox-Chefin. Und nicht ihre karminroten Fingernägel sind das Meisterstück: es ist ihre firefoxrote Frisur, in einem kühnen Schwung ganz nach rechts gedrillt, über der rechten Wange artistisch angeklatscht, die ganze linke Kopfseite nackt den Attacken ausgeliefert Speck im Wegdämmern. Selleriesalat auf den Lidern. Auf der Wand vorn die Epiphanie einer Gänseleber. Unbestimmtes Licht: Das ist wohl der warme Händedruck des vergangenen Mittags. Langes herzliches Schütteln. Die Seele, jetzt, versteckt sich in einer Strumpfmaske, die Runzeln sitzen landeinwärts, wo sie ja sein sollten. – Wenn nur das betäubende Geknatter langer Güterzüge endete, dieser Kriegslärm billiger Schnäpse Das Ringen um die universelle Wahrheit kurz unterbrochen: in den dritten Espresso gestürzt. Morgen ists und die Zigaretten bereits Auswurf sämige Zeit des Nachtflugs. In den Ohren Zikaden: diese lasziven fliegenden Worte einer toxischen Lyrik Heute habe ich mir Gedanken gemacht. Habe sie liebevoll verfertigt, hergerichtet, sie sogar mit Tiefe verziert. Dann habe ich sie nachgesprochen. Überrascht stellte ich fest: sie klangen nicht nach der Tonart, in der Platon, Sokrates oder gar der große Sloterdijk dichteten. Und wehmütig gestand ich mir ein, dass auch ein Woody Allen mich nie wird in seine Abendlektüre einschließen, die – wie ich es der gestrigen Zeitung entnehme – an erster Stelle aus Platon und zur Lockerung aus Bertrand Russell besteht. Seit 1984, seit dem ersten Macintosh schätzte ich mich als Teil einer elitären Glaubensgemeinschaft. Noch vor zehn Jahren war ich in einer Kreuzberger Kneipe mit meinem MacBookPro ein Paradiesvogel. Heute lese ich (und ich nicke bejahend!): Apple ist nicht mehr on fleek. "Apple-Geräte stehen heute in jedem Mediamarkt direkt neben Plastikschrott. Von der Masse hebt sich ab, wer eben kein iPhone aus der Tasche zieht" (SZ) Die Banalität des Bösen. Hannah A. möge die Plagiierung ihres Titels verzeihen – der fiel mir spontan beim Lesen der Nachricht ein: Amazon (i. e. Jeff Bezos) will eine "analoge" Buchhandlung eröffnen. Will unsere rührselige Sehnsucht nach dem Buchladen, der Bücherbudike bedienen. Das Sortiment werden bei Amazon allerdings nicht sachkundig vorbelastete BuchhändlerInnen bestimmen: Die Zusammenstellung des Angebots in den Regalen wird Sache von Amazons Algorithmen statt sich mit mir sexuell zu unterhalten (bedingte Anziehung wäre ja gegeben), lebt sie ihre indiskrete Neugierde: Sobald die Nachbarin meine Stimme hört, huscht sie an die zugegeben dünne Wand zwischen uns, um meine Worte zu erhaschen Staub im Lichtstrahl: Hingucker des Poeten. Fetzen Glück vor der Zeichnung phlegmatischer Endlichkeit Biorhythmus – falls sowas noch fashionabel ist: Langsames Erwachen im zunehmenden Zwitschern. Erst einzelne, dann zaghaft und plötzlich krude die erste Straßenbahn Tage wie billige Reclam-Hefte: Klassikinhalt in dünnen Papierdeckeln. Kein bibliophiler Wert der Alltag trauert, das Braun zerfließt, selbst die Kirchenbank plärrt: Eine Tasse Schokolade wurde vom Schreibtisch gefegt Angela Merkel macht Eindruck. Auf Pegida, AfD etc zu scheißen ist jetzo nicht nur politisch korrekt, sondern erste Allerweltspflicht. Beides zusammen: Verbeugung vor Frau Merkel & zum Schuss entblößter Hintern Richtung AfD – übt Euch in Multitasking! Im mit heißem Bemühn durchgentrifizierten Prenzlauer Berg, und darin im begehrten Bötzow-Kiez, habe ich Marianne (Hundehalterin) zu ihrer BARF-Manufaktur begleitet. Der Laden nennt sich ganz prosaisch "Schmackofatz" und bietet der schicken Prenzlberger Pethalterin Biologisch-Artgerechtes Rohes Futter (kurz BARF) Gegenüber, hinter dem offenen Fenster: Ein Technosänger nestelt an seinem Halstuch. Und ein hungriger Traum färbt seine Schamhaare rot über der Türschwelle flutet weiß die Zeit. Die Dämmerung fällt ein mit groben Schritten. Schneidend mager drin die Gestalt einer Stimme Das Leben als Confiserie: Starbucks Ostbahnhof: Pappbecher, Scherben einer Bierflasche, getretene Aludosen, Papiertücher. Vergebliche Sehnsucht nach Salznüssen, nach einem Stummfilm in Callots Manier man wird ja doch nochmal sagen dürfen: auch Pegida, auch AfD: schön braun! Mitternacht: mahnt die Vergänglichkeit an. Deutschlandfunk, Europahymne. Zwischen dem letzten Klang im banalen Hymnusstil und der Null-Uhr-Ansage lodert auf: Die Transzendenz meines Oberbauchs. Flattert Sekunden über den bereits schlafenden Waden. Gaukelt, irrlichtert, möchte vermeintlich nur spielen. Ob dieser Astralbauch nicht doch ein Messer versteckt hält Ein Deformationsgebiet: Raum in bläulichem Neon, die Luft schal, die Wände bis Kopfhöhe in Ocker. Uringeruch Hinter der Tür einzelnes Gicksen: Stimmen, die gelöscht werden. Rütteln an der Tür hilft nicht: die Tür klemmt Eine zweifelsohne hochgelahrte, eine fraglos grundgescheite Sentenz: "Es gibt Gedichte, die man erst begreift, wenn man sie nicht ganz versteht." Ein Bravochen für Gerhard Falkner! EGMR. Nun müssen wir uns auch vom gesprochenen Recht des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte verabschieden. Das Gericht, das zwischen Völkermord und Völkermord, zwischen dem Genozid an den Juden und dem Genozid an den Armeniern, sophistische Unterschiede macht, indem es einen üblen (aber üblichen) türkischen Nationalfaschisten freispricht, ist nichts höheres als eine der gewohnten in Juristenkauderwelsch labernden Justizdiscos Das Wunder der schniefenden Oblaten: Fristgerecht zum Anbruch der kalten Witterung werden im Schiff der Kirche Santa Maria della Matutina in Poggio della Valle heisere Töne wahrnehmbar. Die leisen Laute kommen eindeutig von den Hostien im Tabernakel Zur Buchmesse: Wenn Fernsehen sich zwischen Buchdeckel verirrt, nehmen Feuchtgebiete zu Vermerk: Ich bin dann mal am Lesen Eine böswillige Behauptung: In den Baumkronen, jetzt von üppigem Orangenrot, lauern Spinnweben: Die fein zitternden künden sachte von der Hoffart des Damien Hirst Gleichgültig zieht sie die Ware über den Scanner. Jedes Mal wenn ich vor der Kasse im Kaiser's anstehe, sehe ich eine Art grüßende Wiederkennung in ihren Augen aufblitzen. Doch: wir mögen uns nicht besonders feurig. Nachdem ich mein Zeug auf das Band gelegt und den Einkaufswagen hinter die Kasse geschoben, bittet sie vorschriftsgemäß, den darin deponierten Rucksack hochzuheben. Ich bocke: Tun Sie sich keinen Zwang an, heben Sie ihn selbst, wenn es unbedingt sein muss ... Sie blickt indigniert, sie hebt. Und unter dem Rucksack im Caddie grinst plötzlich eine Packung Schnittkäse. Sie triumphiert. Die Muzak des Supermarkts spielt ein auftrumpfendes Lied. Der nächste Kunde blickt irritiert Wenn das eh schon frugale Wetter sich in die Kälte dreht und die Kisten vor dem Bioladen immer leerer wirken und dazu auch noch die weißen Stöpsel mitten im Song aus den Ohren fallen: arme Stine Eingezwängt im verdichtet linken Publikum bin ich Teilchen der Menge, die quasi pausenlos Janis Varoufakis applaudiert. Statt obszöner Fingergeste vorn auf der Bühne der Volksbühne wiederholt er immer wieder: "Seien wir doch mal praktisch ..." das Blatt A4 verliess einst einen Tintenstrahler. Nun liegt es, zu einem Ball verknüllt, vor der Spitze des Chucks und wartet auf den Tritt Eben noch, vor einer einstudierten Geste des Abschieds, wußte ich um die Lässigkeit des Reisens zu Zeiten schlechten Wetters. Überraschend schob sich dann das weiße Phlegma der Mondscheibe ins Bild. – Weniges nur hält sich nun um die Lichtquelle im Raum auf Nach Charlottenburg verschlagen: In der Fasanenstraße rücken rickende Fasanen an: Mit ihren gesammelten Zeilen, erotischen Zwetschgenkuchen, mit ihren pompösen Volksmärchen Strudel, Sog, Schrei: Ein Morgen nach Textbuch. Starre Strahlen: Die expressive Lexik allzu betulichen Gemüts Gott und das Chlorhühnchen: da haben wir den Sonntag Um die Ecke bog eine Schweizer Schriftstellerin. Irgendwie war sie breit, irgendwie war sie flach. Ein Appeal als hätte sie Haare an ihren Brustspitzen. Dabei hilft ihr Amant, der Feuilletonredakteur, kräftig, sie zu lichten Lucy, nein, nicht du im Himmel, Lucy, du in der Bar, dich lösend vom schwankenden Barhocker, von dem leeren Schnapsglas: Im welken Mund ein Rest Pudelduft vom letzten Kuss mit deinem Hund. Im spitzbogigen Spiegel winkt dir nur die Spinnenpanikerin. Andere Schemen, links, rechts, sind ja schon länger tot Im Strahl der Heroen. Um seinen Sockel ein entfesselter Platz. Der fette Lärm reißt an seinem Redekonstrukt, an seiner in naiver Haltung harrenden Hand. In dem Orkan erspäht der Andere noch ein Notenblatt: Hört einen feinen bläulichen Klang Selfie: Kamera und Balkontür. Hocker. Die Lippen gepresst, schmal, der Kopf hängend, nur leicht nach links. Sinnend der Blick, einer Leere verpflichtet. Dennoch versucht die Linke den Faden durchs Öhr der Zeit zu ziehen. – Später wird er auf dem Weg einem Kiesel einen Tritt versetzen duftende Stunde: Botticellis Pudica. Farben flüchten flüsternd durch den Kopf. Wachheit: Bilderreden in der Gemäldegalerie. Eine einsame Schattenvenus des nicht gekannten Antonio Donghis tritt vor. Dann sackt die Halle in die Augengrube: entfärbt sich: David LaChapelles Paraphrase der Botticelli-Venus: rosa-rosenölig affektiert. – Draußen, am Matthäikirchplatz, eine graue weinende Bettlerin Herbstvers auf wallenden Sohlen um Alteisentonnen: Rost in den Kronen: Kaltnadel: bleifarbene Vogelsilhouetten. Säumende Zeugen des Falls In mancher Stampe in Wedding ist das Trinken spitzer als die Rede je wird sein können Mais non, Monsieur Malet, mais non! das Leben ist doch keine Kotze, das Leben ist ein Traum, ein unsinniger sueño, wie Calderón schon sagte Im nüchternen Beton-Glas-Gerippe der Berliner Festspiele an der Schaperstraße ein Event mehr: Das Literaturfestival Berlin weilt langsam vor sich hin. Als Glanzstück darf der Satz gelten: "Wenn Berlin einen Arsch hat, dann ist der hier" von Marina Napruschkina. Der Satz bezieht sich auf Moabit, wo die Russin eine Initiative für Flüchtlingsbetreuung gestartet hat. – Ennuyant wird es für meinen Teil beim Religionsflüsterer (Die Zeit) Navid Kermani, dessen "ungläubiges Staunen" mir nur Gähnen abnötigt. Seine schier endlose Fachsimpelei über Gott und dessen Entourage macht auch den Diskussionsleiter, den Schweizer Andreas Isenschmied, schlicht mundtot. Als Kermani bei irgendwelchen Kirchenbildern anlangt und von "Fleischwerdung der Bildlosigkeit" palavert, suche ich den Ausgang. Die destruktive Wirkung mieser Nachrichten vermeidend (Haagerup-Doktrin im Kopf!) vermelden wir für heute: Der Himmel über Lissabon ist nur leicht bewölkt "Verpiss dich, Schwuchtel!" – Auch wenn der nächtliche Rat der zwei Araber wegen der vermuteten sexuellen Orientierung einem ein Lächeln abnötigt, man erschrickt doch über die zunehmend brutalere Berliner Nacht Das Leiden nach dem Lichterlöschen: Bedrohliches Mückensirren Unter dem Pflaster der Köpenicker Straße ist der Strand. Mit viel Phantasie auszumachen im raren Sand des Spreeufers. Diese Phantasie besaß "Habait", Israels rasant wachsende Kulturexklave in Berlin, und lud dort zur "Tel Aviv Beach Party". Netter zwar und vor allem heimischer wäre "Strand" statt Beach gewesen, aber was solls. Der Spree war die Wortwahl eh egal, sie setzte ihren Fluss während des ganzen Events schulterzuckend fort. Nicht ganz so gleichmütig waren die Kreuzberger Anwohner – in der Mehrheit Palästinafreunde. Vernehmlich laut wurde – kaum war des jüdische Vorhaben bekannt geworden – für ein Gegen-Fest geworben, zur lautstarken Gegenparty gerufen. (In Kreuzberg hat es sich halt noch nicht herumgesprochen, dass Expats aus Tel Aviv zumeist vor der faschistoiden Borniertheit des orthodoxen Israel flüchten.) Habait, der Klügere, stellte sich alsbald dem Feind, sprach von unpolitischen Ballspielen, leckerem Hummusbrei, Melonen, Gratismassage im Spreesand und lud zum Dialog. – Diese Minuten zum Beispiel: ein Pfuhl mit einem betusam fließendem Leben. Zu träge, um darauf Worte zu flößen Schleierwolken. Die letzten Dinge, Dinger. Schaukelnde Bilder. Eine alte Berührung flackert noch einmal auf Je suisreste Flüchtling Noch kurz ein letzter Mundvoll Krebssalat. Noch kurz ein Satz mit sinnvoller Anbindung an den Abend. Ein Satz mit kalkulierter Reimbildung. Ein stumpfer Gleichklang. Ein gebratenes Wiesel inmitten von Fettgeriesel. Sowas Wie man aus der Zeit fällt: Die Augen zielen auf Fernes, ein Display wurde seit 20 Stunden nicht mehr angeblickt. Die Hand fummelt überall, nur nicht am Handy Steine und Träume im schwindenden Licht. Rollender Kies beleckt den Fuß. Nonnensausen im Hintergrund. Vielleicht auch nur Tinnitus Knaackstraße, Prenzlauer Berg. Unverfälschtes, wenn nicht originäres Streetfood. Die Worte der Bedienung kaum entzifferbar. Hinterher kein Norovirus, dafür Übelkeit Neben einem Stapel Mikrofasertuch staubt ein Vollkornriegel. Die Rückwand in träumender Blässe – ein unverbrüchlicher Mikrokosmos. Aus den Lautsprechern ist Grübeln hörbar Erschaudern lässt mich Philippe Jarousskys Stimme, ich bekomme Gänsehaut überm Rücken, wenn ich sein "Quae moerebat et dolebat" in Pergolesis Stabat mater höre (mit Julia Lezhneva und den Barocchisti). Ähnliche Sensation zeitigt auch Schuberts Quintett D 956 – die Nackenhaare sträuben sich stellenweise, etwa im Adagio Auf dem Tempelhofer Feld, dessen drei Quadratkilometer laut Berlinerinnenentscheid topfeben, leer und öd bleiben müssen, habe ich ein mir unbekanntes Kraut entdeckt, dessen Stängel bereits die Höhe von – Augenmaß – 150 cm erreicht hat. Ein Frevel, wohl Auf SWR2 Rezital des Pianisten Cédric Pescia. Nun, ja. Aber wenn jemand bei Bach (Goldberg Var.) derart in die Pedale tritt, rauschende Romantik entfacht ... ich stand auf und schaltete das Radio aus Mit noch vollem Glas stand er da. Jenseits der nackten Fensterscheibe stand die Morgendämmerung. In ihrer rosenfingrigen Herausforderung. Keiner machte einen Schritt, keiner biss zu, keiner klickte. Er roch an seinem Wein. Ein Vogel setzte ein Schaue aus dem Fenster: Ein Regen. Warum bloß bin ich dauernd draußen, wo doch Facebook extra zu unserer Bestrahlung eine Quarzlampe (vulgo Höhensonne) installiert hat Diese Nacht ist vollkommen zart. Zärtlicher als ein Filet mignon bei Auerbach Meine Nachbarin, eine Pastorenwitwe, berichtet heute Morgen, dass sie in der Nacht nur durchs intensive Zu-Ende-Hören von Hugo Wolfs d-Moll-Streichquartett zum Atheismus bekehrt worden ist. Sie will noch heute Joachim Gauck darüber informieren. laut NZZ erhält man in Zürich eine "an Wahnsinn grenzende Menge von Kunst" (Artikel Melanie Keim) Was aber unbedingt an die große Glocke gehängt werden muss: Letzte Nacht habe ich unruhig geschlafen. Erst am Morgen fand ich die Ursache – unter dem Laken duckte sich ein Klang en forme de poire. Die Alte Jakobstraße abschreitend laufe ich mehrmals in Schwaden von Lindenblütenduft. Dabei fällt mir ein, dass ich Gedichte mit Blumennennungen nicht riechen kann. Habe auf der Cuvry-Straße, Höhe Hausnummer 27, ein Gottesteilchen gefunden. Da meinerseits keine Verwendung dafür vorhanden ist, gebe ichs gern ab (Bitte nur ernste Anfragen!) Der Schall torkelte durch die Gasse, warf einen Schatten auf die Mauer und prallte als Rauch zurück. Erschrocken blieb er stehen, franste mählich aus und löste sich sachte auf (aus den Hitzefantasien) Eine blasse Feder hing aus einem Nest im letzten Licht. Darunter stieg der zart-blaue Dunst eines alternden Rauchers Nach 24 Stunden Göttern, Griechen, Tierblut, Sperma und Eingeweiden, nach 24 Stunden "Mount Olympus" von Jan Fabre im Haus der Berliner Festspiele werden Europas sonstige Festspiele zu Spielchen Die Welt verändert sich ständig. Gestern noch ein Verbrechen, heute werde ich laut Monika Herrmann 60 g Cannabis monatlich kaufen dürfen. Legal. In einem ihrer vier Shops. (Die gibts allerdings vorläufig erst auf dem Papier) Ist schon bezaubernd schön wie das funktioniert! Im Facebook schreibe ich: Bin am Zigarettenrauchen – und schon habe ich ein Facebook-Inserat über COPD daneben! Das Tacheles wird von Herzog & de Meuron (um)gebaut Staune über all den großmächtigen Nebel hier in dieser Stadt Bin kurz draußen gewesen, um eine Gauloise zu inhalieren. Jetzt bin ich wieder im muffigen Drinnen Über die abendliche Tischgesellschaft sinnierend: Mutig wie ein Don Giovanni lade ich Komtur NSA zum Souper Besonders krass fühlbar ist die existenzielle Verlorenheit in einer Erdspalte auf der Hasenheide (fast ganz oben, am Columbia-Damm) Ich saß im "Nirgendwo" in Friedrichshain, starrte für einmal nicht in mein Glas und sinnierte. Halblaut dachte ich: Ich möchte mal erleben, dass Sol Gabetta Xenakis' Nomos Alpha spielt. – Nur der Junge hinterm Tresen hörte mich Ach, das Schmutzige, das dem Menschen innewohnt! – Während es meine Nachbarin nach Brüssel zog, um in der Monnaie ihre Herzkleckser mit barockem Schmelz zu kandieren (Händels Tamerlan oder Alcina war es), gab ich freudig einem Ruf der Volksbühne nach. Immerhin lag es schon ein Äon von mindestens drei Wochen zurück, dass ich mich meinen niedrigen voyeuristischen Trieben in einem Theater widmen konnte. Die Inszenierung von "Die 120 Tage von Sodom" durch Johann Kresnik, nach Pasolinis "Salò", nach de Sades "Cent-vingt journées", schien und war da ein wohlschmeckender Bissen. Bereits beim Gang durch die Rosa-Luxemburg-Straße breitete sich ein laszives Grinsen über mein Gesicht – und doch kam ich nach der Aufführung verstimmt den gleichen Weg zurück. Blut, Schmerz, Sex, Kacke & Urin: Sicher was für Aficionados der SM-Szene. Mir war es zu viel. Erinnert habe ich mich noch an einen Satz des Politikers (dargestellt durch Roland Renner) auf der Bühne: "Keine Bildung, nur Konsum. Nichts im Hirn außer Geld, Fressen, Vögeln, Facebook ..." Während ich zwischen Bett und Bad in den neuen Tag präludiere, bohrt sich der Flug einer Motte durch das schattige Grau des Morgens. Ein göttliches Omen, zweifellos Orange verfärbt sich das Himmelszelt im Westen. Abend auf dem Tempelhofer Feld. In einer kultischen Handlung werden unzählige Smartphones in die Höhe gehalten. Zur Ikonorhoe auf Instagram, Pinterest, Flickr etc beigetragen Emilie Jeanne-Sophie Welti. Auf die haben wir im Röschtigraben gewartet. Nun flog sie unerwartet nebenan über den Heimathafen Neukölln. Und nannte sich Sophie Hunger Da er im Moment nichts zu tun hat und auch die Luft um ihn milchig wirkt, bohrt er mit der Zunge in einer Zahnlücke. Der Umgang mit Anthroposophen, denkt er, ist zum Schießen. Dann denkt er auch ans Kaugummiblasen Ziemlich einsam fühlt sich die Perücke und die sie tragende Seele ganz schön angeknabbert. Nur hinter der Bühne kommt die Glatze hervor. Dann steht eine Flasche auf dem Tisch und das Glas wird schnell leer. Cembalo. Der ausgekühlte Blick verheddert sich. Vielleicht von Rameau Der Wind schmollt. Mault herum, legt sich nur unwillig. Letzte Regentropfen. Es riecht nach Nässe, verrottendem Laub. Knäuel verknüllter Klarsichtfolie. Eine Kosmetikerin stöckelt zu ihrem Toyota Was für schöne Worte am nassen Morgen: Du bist unlesbar Ich bin nicht von dieser Welt, quiekste die Maus und retirierte über den Umweg einer Himmelfahrt in sein Unterweltskabuff Meldung aus einem anderen Saal. Mit dem Fiebermesser in die Achselhöhle geklemmt, gefüllt bis zum Überlauf, vom Ondit angesengt, gebettet in einen stillen Wahn sitzt er an einem Ecktisch in der Landschaft. Plötzlich lacht er auf, ohne besondere Erheiterung. "Armut ist ein großer Glanz aus Innen", fiel ihm da ein Nur zur Hälfte. Während ich mich in der Betrachtung der Gewitterwolken verliere, die sich über den Dächern ballen, füllt sich mein Gral nur zögernd. Gral? Gral. Ich könnte ja sagen: mein Kelch, das wäre wohl treffender als Gral. Aber morgen ist Auffahrt, das Volk ist hemmungslos am Verreisen, und wir wollen ja keine Spielverderber sein. Und erkennen an, dass mein Becher nun der Gral, ein mit Apérol Spritz zur Hälfte gefüllter Legobaustein im fluffigen Gottesbild der Unendlichkeit "geiler Scheiss" – diesem Neologismus gehört der heutige Tag Kaum habe ich die Zahnbürste in den Wasserstrahl gehalten trat mich die Frage ans Schienbein: Wieso hat die Zeit es so eilig, mit ihrem kumpelhaften Zwinkern, mit ihrem halbseidenen Lächeln um die dick geschminkten Lippen, mit ihrem endlosen Bindestrich Ein warmer Tag hat sich gerichtet. Und ich weiß nicht, warum ich so unentschlossen bin Welches Getöse, welches Gebrause gab es vor paar Jahren als mitten in Kreuzberg am Marheineke-Platz die Markthalle umgebaut und neu eröffnet wurde! Im Bestreben, dem Multikulti-Straßenfutter (pardon: Streetfood) die ihm entsprechenden Sakralen Bauten auf Hipsterniveau zu errichten, wurde jetzt auch die Kreuzberger Markthalle Neun beim Görlitzer Bahnhof (für Ältere: im Herr-Lehmann-Kiez) aufpoliert. Der Alles-für-1-€-Ramsch ausradiert, die Aldi- und Kik-Tüten hinauskomplimentiert. Und groß war dann wieder das Al-Natura-Gedöns. Regional, saisonal, fair und bio sowieso waren die (langsam doch leicht altbackenen) Stichworte. Und so wie der Duden seine Bücher neuerdings englisch betitelt, so nannten die Markthalle-Foodies ihren wöchentlichen Höchsttag "Street Food Thursday". An diesem Tag wollten wir uns dort auch mal was anessen. Kurz: Die ach so regionalen vietnamesischen Frühlings- (oder waren es Herbst-)rollen schmeckten nach Zeitungspapier, die Erdnuss-Soße nach Essig (4 Euro), der Sun Day Burger mit gebratenem Tofu schmeckte nach Gummi, das Brötchen drum herum (glutenfrei!) undefinierbar. Die MacaJoe-Smoothies (Aloe Vera, Banane etc etc.), frische Idee aus irgendeinem Latinoland, helfen laut Verkaufsstand gegen Rheuma, Impotenz und Kinderlosigkeit für nur 4 Euro 50. Im Geschmack ähneln sie tatsächlich Aspirin. Taiwan ist mit Gua Bao vertreten: Schweinebauch in windelweichem Brötchen. Zurück nach Deutschland: Die schwäbischen Maultaschen, von Barbara für 7 Euro 50 gebraten, könnten mit etwas Wohlwollen als Schuhabsatz Verwendung finden. – Da sind wir dann doch wieder hinauf zum Kottbusser Tor zu einer Türkenbude Mir träumte, verdämmernd mit offenen Augen, die Wirklichkeit bricht ein. Von einem feinen Brecheisen sekundiert sprengte sie meine Wohnungstür und schlich – nicht einmal auf Zehenspitzen – Gestern wollte ich auf der Post ein Telegramm aufgeben. Nach Aufregung im Personal, viel Va-et-vient, wurde ich auf die Psychiatrie verwiesen Leute! Auf eine Frage! Sehe ich wirklich derart debil aus wie dieser Text hier, den mir, dem vermeintlich Geistesverwandten, eine Ladina Kindschi aus dem schweizerischen Davos zugesandt hat??? Als ich auf Kreta eine auf 80 km/h limitierte Fernstraße mit eben diesen 80 km/h befuhr, wurde ich trotz Sicherheitslinien links und rechts überholt und beharrlich mit Huptönen bespuckt. "Die sind noch nicht in Europa angekommen" murmelte die Freundin neben mir All den Rollkoffern, die hinter Engländern, Spaniern und anderen Touris auf den Gehwegen von Kreuzberg klappern, geht es nun brutal an das eingebaute Plastik: Im Mai schickt Berlin erbarmungslose Pantomimen auf Streife, die bei Sichtung einer solchen Ruhestörung ihren Zeigefinger fest und unübersehbar auf die Lippen drücken. Nulltoleranz, drakonisch Ein tätowierter Glatzkopf schlug einem Prophetenrauschebart die Schischa aus dem Maul. Er meinte, nun wäre er schlagfertig Laut SZ vom Sonnanbend behauptet der Züricher SVP-Universitätsprofessor Hans-Ueli Vogt, dass die modernen Menschenrechte ein "Programm der politischen Linken" sind. Ein Teufelswerk also, das nur "Ansprüche an den Staat und damit an die Steuerzahler" generiert Angela Merkel hat das Charisma einer Regenjacke (SZ vom Sonnabend, 2.5.2015) Drehfacebuch: Eine Todeszelle. Hinten, durch eine vergitterte Luke, dämmert der Morgen. Von rechts kommt eine Ratte, schnüffelt an abgerissenen Werbeslogans. Am Judasauge wird behutsam der Deckel zur Seite geschoben Heute liegt unverkennbar ein leutseliges Zähneknirschen in der Luft Zwischen 06h und 07h ein Streichquartett von Niels Wilhelm Gade. Flaue Frühe. Lasch wie der Händedruck von Ärzten Selbstbildnis hinter dem vergangenen Tag: In hoffnungsvoller Eitelkeit, die Feder in ein Fettauge getaucht, singe ich Knochen, huschend über ein Blatt Papier Eine liebe Gepflogenheit der Duden-Redaktion ist das Fettnäpfchentreten. Ganz dieser Tradition entsprechend betiteln die Büttel der deutschen Sprache ihre neuesten Bücher mit "Learn Attack" Vernissage in einer Schweizer Provinzstadt: Kein Wein, keine Tapas, Werner hat sich seinem Teig zugewandt und Hans Schärers Madonnen haben in der unsensiblen Massenhängung ihr Schrecknis verloren. Man nimmt das nächste Schiff hinaus. Ich schaue zu wie von einem Baugerüst eine Brause wirbelt. Nasse Flecken im Hirn. Wie angebrannte Zwiebeln Soeben bin ich über das Seiende gestolpert. Konnte mich gerade noch auffangen Lidl spielt schon wieder den Zampano. Hat doch nun meinen Lieblingsschimmelkäse aus dem Sortiment getilgt Ein rasender Rollator schoss an mir vorbei. Ich stellte ihm ein Bein. Immerhin begab es sich zu Zeiten des 7. DLG-Streiks Pst! Pst! – scharf sirrte die Stimme aus einer Mauernische. Eine Hand griff mehr nach Luft als nach mir, während die dazugehörende andere kunstvoll und blitzschnell den rechten Busen entblößte. In dieser Bewegung erstarrend stierte mich die Frau unverwandt an. Nach kurzem Zögern ging ich meines Wegs. Sicherlich wollte sie ja nur nach dem nächsten Dönerstand fragen Was bekommt eigentlich der Autor Ernst Solèr dafür, dass sein Polizist dauernd auf seine "Speedmaster" blickt – statt schlicht auf die Uhr zu schauen? Und warum tragen Solèrs Figuren "Hely Hansen", "Dolce & Gabbana" etc, statt einfach Jacke und Hose? In der Nacht, in einer von Neuköllns sinistren Gassen eilte das Dunkel, darin ich, zum Trink- & Litklub mit dem urzeitlichen aber konzisen Namen "Wacht auf, Verdammte dieser Erde". Vor der Institution angekommen zündete ich erstmal eine Gauloise: An der Tür hing nämlich ein Flyer "Lesung Durs Grünbein". Stupide starrte ich auf den Namen: Dieser FAZ-Fatzke hier? im Reich der revoluzzenden Lampenputzer? 13 Worte setzen: Elle est retrouvée. Quoi? – L'Éternité. C'est le thé du matin avec une tartre. Gruß an das Bundesamt für Sicherheit: Ich gebe ja gerne zu, dass Datenspeicherung eine verlockende Sucht ist. Aber müssen Sie unbedingt auch harmlosen Lämmerschwänzchen wie ich eines bin nachschnüffeln? (Betrifft Ihre Visite meiner Site am 16.04.2015 um 13:36) Letzte Nacht durch Mitternacht tippelten Geister um mein Haupt. Alle adrett wie aus Beethovens Geistertrio 2. Satz. Nur einer, der Heilige Zeitgeist, spukte mit Spucke. Laut. Und wedelte mit einem Facebook in der Hand Ganz versunken im Betrachten einer kahlen Gurke beschleichen mich unerwartet Gedanken, ja Zweifel, über die Existenz von Pubpahs Blättere in Michael Fehrs Pfunzelsprache. Bin kurz vor dem Niesen. Betrachte eine befleckte Empfängnis und pople in der Nase Habe gedankenverloren die Zehennägel geschnitten In diesem Jahr habe ich mehrmals gen Himmel geblickt. Dann aber wieder den Blick gesenkt Der Mond!, prustete es aus ihr, der Mond!, der Mond! Die Unruhe. Kräuselnde Warmluft in der Ferne, gelbe Berge. Über der Ebene eine mottende Süße Das Alter schaut zu. Bäche, verstörte Wasser. Leere Plasteflaschen auf szintillierendem Asphalt. Geisterflecke, Orbs. Lauschende Schatten, an die Wand gedrückt Der Regenschirm als Ding der Kunst betrachtet. Darunter ein lichtloser Gott händchenhaltend mit seinem fluchendem Propheten. Gesänge von Zikaden. Dann fallen Steine und Spott: Alarmist! Alarmist! Der Raum ist beschallt. Heart, loneliness, forsaken und so in der Luft. Bierlache auf dem Klinker. Kartoffelsalat und Untotes Aus der Siesta muss ich in eine Paranormalität gerutscht sein, in einen Traum ohne Frauenzimmer, ohne Notenpult, Flügeln aus Hanf, ohne Geschichtsschreibung. Aber einer Rolltreppe zum Abhängen. Sie führte hinunter zu einem Mauseloch Die Viertelstunde versteckt sich im Hinterzimmer. Zur Tarnung trägt sie zusätzlich eine Strumpfmaske. Seit die unerwartete Wendung nach ihrem Bereitsein für die Reise fragte, fürchtet sie sich, bangt, rechnet mit dem Ende der Zeiten |